Container gegen brennende E-Autos
Jeden zweiten Tag rückt die Bozner Berufsfeuerwehr aus, um Autos zu löschen. Doch was bei Verbrennungsmotoren Routine ist, droht bei Elektro- und Hybrid-Autos zum komplexen Einsatz zu werden, erklärt Oberbrandmeister Norbert Bortolameotti: „Erfahrungswerte aus dem Ausland zeigen, dass sich die Lithiumbatterien bis zu 48 Stunden lang durch die Hitze beim Brand immer wieder neu entzünden können.“ Deshalb ist es mit einem klassischen Löschangriff bei solchen Einsätzen nicht getan.
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Die Feuerwehrmänner der Berufsfeuerwehr Bozen begegnen der Herausforderung mit einem Spezialcontainer auf Rädern, einem sogenannten Hochvoltcontainer, wie er etwa bei Werksfeuerwehren von Elektroautoherstellern schon länger verwendet wird.
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Gleichzeitig löschen und Informationen suchen
Nach einem ersten Ablöschen wird das Elektroauto in den Hochvoltcontainer verfrachtet. Ein Wassersprühnebel aus der Sprenkelanlage kühlt sofort die Lithiumbatterien. Während die Mannschaft löscht und das Auto in den Container schafft, besorgt sich der Einsatzleiter Hintergrundinformationen über das Elektroauto. Eine standig aktualisierte Spezialsoftware liefert wichtige Sicherheitshinweise zu jedem einzelnen Fahrzeugtyp, wie die Position der Batterie oder des Kraftstoffbehälters und andere technische Details. So soll verhindert werden, dass die Löschmannschaft an Hochspannung gerät oder einen Airbag auslöst.
Lithiumbatterien werden geflutet
Bei geschlossener Klappe wird der Hochvoltcontainer anschließend mit Wasser geflutet. „Im Großteil der Autos befinden sich die Batterien am Boden, weil sie schwer sind“, erklärt Hansjörg Elsler, Hauptbrandinsepktor der Berufsfeuerwehr Bozen. „Damit muss das Wasser nur 30 bis 40 Zentimeter hoch stehen, um die Batterie zu fluten. So wird sie nachhaltig abgekühlt und das Feuer wird ertränkt.“ Das Löschwasser aus dem Container wird nach der Brandbekämpfung von einer Spezialfirma entsorgt.
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Zahl der E-Autos in Südtirol steigt
Rund 280 E-Autos sind regelmäßig auf Südtirols Straßen unterwegs. Die Zahl der Neuanmeldungen hat in den letzten drei Jahren aber stark zugenommen, auch weil das Land Südtirol die E-Mobilität mit finanziellen Anreizen fördert. Allein im Jahr 2017 wurden 314 E-Fahrzeuge neu in Südtirol registriert, ein größerer Teil davon dürfte allerdings in anderen Provinzen Italiens unterwegs sein.
Bisher wurde die Bozner Berufsfeuerwehr noch nie zu einem E-Auto-Brand gerufen. So kam auch der Hochvoltcontainer bisher erst bei Proben zum Einsatz kommt, wobei alle 145 Mann auf einen entsprechenden Einsatz geschult wurden. Die erste reale Alarmierung wird trotz Übungen herausfordernd, zumal die Feuerwehr bereits mehrmals brennende E-Bikes löschen musste, ist Mannschaftsführer Bortolameotti überzeugt: „Das wird ein ungewöhnlicher Einsatz, weil wir keine Erfahrungswerte haben. Vor allem müssen wir dann sehen, wie groß die Hitzeentwicklung sein wird, die ist bei Batteriebränden normalerweise sehr groß.“
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Wie im Brandfall zu reagieren ist
Angst unter E-Auto-Fahrern will die Feuerwehr nicht verbreiten. Schließlich wird auch in ihrem Fuhrpark ein Pkw mit Strom betankt. Sollte es im Auto brennen, gelten immer dieselben Regeln, erklärt Hansjörg Elsler von der Bozner Berufsfeuerwehr: „Wie bei jedem Fahrzeugbrand soll der Fahrer zuerst selbst sofort einen Löschversuch unternehmen, wenn er entsprechend ausgerüstet ist, weil ein Fahrzeug innerhalb weniger Minuten in Vollbrand stehen. Wenn das nicht geht oder nicht wirkt, ist das Fahrzeug sofort zu verlassen und der Notruf abzusetzen.“
Der Hochvoltcontainer kann als Spezialtransport verlegt werden und steht daher für Einsätze in ganz Südtirol zur Verfügung.