Tirols Fachhochschulen schlagen Alarm
Es sei eine Minute vor Zwölf, richteten sich die Vertreter des Management Center Innsbruck (MCI), der FH Kufstein und der FH Gesundheit in Tirol am Mittwoch an die Öffentlichkeit. Sie sprachen im Hinblick auf den fehlenden Entwicklungs- und Finanzierungsplans von einer Planlosigkeit, die die Zukunft des Bildungs-, Wissenschafts- und Wirtschaftsstandorts und die Chancen junger Menschen gefährde. So etwas habe es seit 20 Jahren nicht gegeben, so die Leiter der drei Einrichtungen Walter Draxl (FHG), Thomas Madritsch (FH Kufstein) und Andreas Altmann (MCI) unisono.
Valorisierung dringend notwendig
Laut Andreas Altmann müssten die Fördersätze für Studienplätze dringend der Inflation angepasst werden. Dies sei zuletzt 2016 passiert. Ohne Valorisierung der Fördersätze sei es praktisch unmöglich, entsprechendes Personal zu bekommen bzw. zu halten. Eine Abwanderung hochqualifizierten Wissenschaftspersonals ins Ausland wäre dann die Folge.
Zusätzliche Studienplätze gefordert
Die Verzögerungen beim Entwicklungs- & Finanzierungsplans betrifft alle Fachhochschulen Österreichs. Jährlich müssen dort rund 50.000 Bewerber für einen Studienplatz abgewiesen werden - allein in Tirol 5.000. Deshalb sei es zwingend notwendig, die FHs auszubauen. Schließlich würden dort junge Menschen ausgebildet, die die Wirtschaft dringend benötigt, erklärte Altmann gegenüber tirol.ORF.at.
Forschungsaufträge müssten abgelehnt werden
Längst überfällig sei laut Altmann auch, dass seitens des Bundes die Finanzierung der Forschung nachhaltig sichergestellt werde. Allein am MCI laufen demnach derzeit 95 lösungsorientierte Forschungsprojekte, die direkt der Wirtschaft zu Gute kommen. Der Löwenanteil der Forschungsarbeit werde über Drittmittel finanziert, so Altmann. Etliche Forschungsaufträge müssten derzeit aber abgewiesen werden, weil Geld und Personal fehlen.
Die Leiter FHs erwarten sich jetzt eine rasche Reaktion seitens des Wissenschaftsministeriums. Bis jetzt habe es nämlich nicht einmal Gespräche geschweige denn Verhandlungen über einen neuen Entwicklungs- & Finanzierungsplans gegeben, so Altmann.
LR Tilg (ÖVP) schließt sich der Kritik an
Tirols Wissenschaftslandesrat Bernhard Tilg schloss sich der Kritik der heimischen Fachhochschulen am Donnerstag an: „Die Tiroler Fachhochschulen brauchen eine entsprechende finanzielle Ausstattung und vor allem Planungssicherheit. Es ist deshalb hoch an der Zeit, dass das Wissenschaftsministerium gemeinsam mit der Fachhochschulkonferenz endlich Nägel mit Köpfen macht."
Wissenschaftsminister sieht keine Not
Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (ÖVP) sieht den Bestand der Fachhochschulen (FH) einem Bericht der APA vom Mittwoch zufolge nicht gefährdet. Man stehe bezüglich des FH-Entwicklungs- und Ausbauplanes „in guten Verhandlungen“ mit dem Finanzministerium, dieser werde „nächstes Jahr kommen, wenn wir die Finanzierung haben“. Bis dahin könnten die FHs mit stabilen Mitteln arbeiten, so Faßmann. Im Regierungsprogramm sei zudem ein weiterer Ausbau des FH-Sektors verankert. Das Ministerium strebe innerhalb der nächsten beiden Regierungsperioden eine Steigerung auf rund 60.000 FH-Studenten an, so der Wissenschaftsminister.