Glyphosat-Verbot für Südtirols Milchbauern
Blumenreiche Almwiesen, urige Bauern und glückliche Kühe: Damit wirbt die Südtiroler Milchwirtschaft. Um diesem Image nicht den Nährboden zu entziehen, hat der Sennereiverband, ein Zusammenschluss aller größeren Milchhöfe, erneut eine Maßnahme erlassen: Ab dem 1. Juli ist der Einsatz von glyphosathaltigen Pestiziden für Milchbauern untersagt. Das Verbot ist für den Obmann des Sennereiverbands Joachim Rainalter keine Augenauswischerei, sondern ein Mehrwert, vor allem weil auch andere Produzenten am freien Milchmarkt, etwa im Bundesland Tirol, mit Glyphosat-freier Milch werben.
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Im größten Südtiroler Ökoverband Bioland begrüßt man den Vorstoß der Milchbauernschaft, denn punktuell wurden Herbizide auch auf Wiesen und Weiden eingesetzt. Die Überdüngung höher gelegener Weideflächen mit kurzer Vegetationszeit hat stellenweise zu starker Ampferbildung geführt - der man durch Glyphosat Herr zu werden versuchte. Damit ist jetzt Schluss, und das finden alle gut so.
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In anderen Bereichen haben die Biobauern aber Bedenken. Nach wie vor wird in Südtirol Futter zugekauft. Mais und Soja stammen aus großen Anbaugebieten auch außerhalb Europas. Der Sennereiverband möchte auch hier Glyphosatfreiheit garantieren. Weil in Südtirol bereits die Einschränkung gilt, dass nur gentechnikfreie Futtermittel zum Einsatz kommen dürfen, sei eine Glyphosatbelastung eigentlich ausgeschlossen, denn herkömmliche Pflanzen vertragen kein Glyphosat, argumentiert der Sennereiverband.
Auch Maisbauern müssen verzichten
Ein Teil des Futtermais wird auch in Südtirol selbst angebaut. Und da muss in Zukunft das Glyphosat weggelassen werden. Skeptiker hoffen auf strenge Kontrollen nach Rückständen.
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Glyphosat ist eine chemische Verbindung aus der Gruppe der Phosphonate. Es bewirkt bei Pflanzen aller Art, dass alle grünen Teile absterben. Gleichzeitig hat Glyphosat gegenüber anderen Herbiziden den Vorteil, dass es wenig mobil ist - das heißt, es wird vom Boden relativ gut absorbiert und wird relativ schnell auch wieder abgebaut.
Schädlichkeit für Menschen umstritten
Wie sehr es für den Menschen schädlich ist, darüber ist sich die Wissenschaft uneinig. Die Internationale Agentur für Krebsforschung stufte Glyphosat zuletzt als „wahrscheinlich krebserregend“ ein. Die EU hat nach langen Diskussionen das Herbizid nicht auf die Verbotsliste gesetzt. Doch das Herbizid bleibt äußerst umstritten, und deshalb setzen Bauernverbände, aber auch Gemeinden, auf Selbstbeschränkungen.