Entführte Kinder: Das Ende eines Albtraums

Die beiden von ihrem Vater nach Tunesien verschleppten Kinder sind wieder bei ihrer Mutter in Bozen. Die hofft jetzt auf ein ruhiges Leben ohne Medienrummel und Jugendgericht.

Über 40 Tage war die 28-jährige Boznerin Rosa Mezzina von ihren Kindern getrennt. Der Vater war in einer geheimen Aktion mit den Beiden, zwei und vier Jahre alt, in sein Ursprungsland nach Tunesien gefahren. Lange hat es danach ausgesehen, dass er nicht mehr zurückkehrt. Doch er ließ nach einiger Zeit die Kinder mit ihrer Mutter telefonieren. Und schließlich akzeptierte er auch die Mediationsangebote von Rechtsanwälten und Botschaft.

40 Tage ohne Kinder: Die Mutter spricht

Über 40 Tage war Rosa Mezzina von ihren Kindern getrennt. Der Vater war in einer geheimen Aktion mit den Beiden nach Tunesien gefahren.

Am vergangenen Wochenende hat Rosa Mezzina den bisher härtesten Kampf ihres Lebens gewonnen. Sie konnte ihre Kinder am Hafen von Genua in die Arme schließen. In einer Carabinieri-Station wurden der Frau ihr Sohn und ihre Tochter nach über eineinhalb Monaten übergeben. „Ich kann nicht sagen, wie froh ich bin. Es ist eine immense Freude, mein Herz explodierte als ich sie sah, der Albtraum ist vorbei“, sagte sie gegenüber dem ORF.

Mutter hat alleiniges Sorgerecht

Der Albtraum hatte am 22. April begonnen. An jenem Sonntag hatte Rosa Mezzinas Exmann die gemeinsamen Kinder ohne Vorwarnung in sein Heimatland Tunesien verschleppt. Er wird sich nun wegen internationalem Kindesentzugs verantworten müssen. „Der Vater ist in Italien, wo genau wissen wir nicht. Er darf sich Rosa und den Kindern nicht nähern“, sagt der Anwalt der Mutter. Das Sorgerecht habe sie jetzt allein. Der Vater habe viele Anhörungen vor sich, dann werden die Richter entscheiden. Alleine, ohne Beisein der Sozialdienste, werde er die Kinder in Zukunft sicher nicht sehen können.

Mutter Rosa Mezzina

ORF

Erleichterung: Die Mutter hat ihre Kinder wieder

Während der Zeit in Tunesien soll sich der 33-jährige Vater gemeinsam mit seiner Ursprungsfamilie vor Ort gut um die Kinder gekümmert haben. Von der Verzweiflung ihrer Mutter sollen Yassine und Yasmine nichts mitbekommen haben.

Dass die Kinder jetzt wieder wohlbehalten in Bozen sind, hätte ihre Mutter vor einer Woche nicht geglaubt. Sie hat sich auf einen langen Kampf eingestellt. Auch weil Tunesien das Haager Übereinkommen zur internationalen Kindesentführung nicht unterzeichnet hat, und somit das Recht auf der Seite des Vaters lag.

„Staatsanwaltschaft und Carabinieri haben gute Arbeit geleistet. Am Ende war es aber die Vernunft des Vaters, die die Kinder zurückgebracht hat“, erklärt der Anwalt gegenüber dem ORF.

Kindesentführung

ORF

Rosa Mezzina mit ihrem Anwalt und der Großmutter der Kinder

Der Fall hat in ganz Italien für Schlagzeilen gesorgt. Sämtliche Medien berichteten über die verzweifelte Mutter aus Bozen, die tagelang auf Nachrichten aus Nordafrika gewartet hatte. „Millionen von Menschen haben mir geschrieben oder ihre Hilfe angeboten. Ich hätte mir das nie gedacht, ich möchte mich an dieser Stelle auch dafür bedanken“, sagt Mezzina jetzt.

Kindesentführung

ORF

Wohlbehalten zurück: Jetzt entscheidet das Jugendgericht

Die heutige öffentliche Stellungnahme von Rosa Mezzina soll der Abschluss dieses traumatischen Erlebnisses sein. Verzeihen will und kann die 28-jährige ihrem Ex-Mann aber nicht. Sie möchte nur schnell in ein normales Leben zurückkehren. Denn das, so sagt sie, sei das, was ihre Kinder jetzt bräuchten.