Appell zur Regionalität am Weltmilchtag

Milch zählt zu den meistgekauften Lebensmitteln überhaupt. Dennoch leiden heimische Betriebe seit Jahren unter dem internationalen Preiskampf. Am Weltmilchtag wünschen sich Tirols Bauernvertreter mehr Bewusstsein für das heimische Qualitätsprodukt.

Fakten zur Milchwirtschaft Tirol

  • 4.635 Bauern halten 64.000 Kühe
  • 46 Prozent der Milch in Tirol ist Spezialmilch
  • 100 Prozent der Milch ist genfrei
  • 13,9 Prozent ist Almmilch, soviel wie sonst niergendwo
  • Tirol hat 20 milchverarbeitende Betrieb

Ein Liter normale Milch kostet im Handel in der Regel einen Euro. Beim Bauern landeten Ende März dieses Jahres rund 34 Cent. Gerade für die kleinstrukturierte Landwirtschaft Tirols sind diese Kampfpreise zum Teil existenzbedrohend. Deshalb setzen viele Bauern auf Bio-, Heumilch oder beides. Zwar ist dann die Produktion etwas aufwändiger aber auch der Preis deutlich höher. Für Bio-Milch gibt es rund 11 Cent, für Bio-Heumilch 15 Cent mehr.

Ärger über Marketingstrategien im Handel

Billige Eigenmarken der Handelsketten sowie Aktionspreise würden den Druck auf die Bauern zusätzlich erhöhen, heißt es seitens der Bauernvertreter. Aber auch Marketingstrategien der Handelskonzerne, die mit dem Wohl der Tiere ihre Produkte bewerben, seien wenig förderlich, so Tirols Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Hechenberger.

Gerade in Tirols kleinstrukturierten Betrieben habe das Tierwohl einen hohen Stellenwert. Die Kühe hätten in den meisten Fällen quasi Familienanschluss. Das hänge auch mit der Anzahl an Kühen pro Betrieb zusammen- In Tirol sind das im Schnitt weniger als zehn, in Dänemark beispielsweise mehr als 100, so Hechenberger.

Molkereien und Sennereien gefordert

Gefordert sind nicht nur die Bauern, sondern auch die in der Regel genossenschaftlich organisierten milchverarbeitenden Betriebe. Große Molkereien wie Berglandmilch - zu der auch die Tirol Milch gehört - müssen einerseits ihre Bauern zufriedenstellen, andererseits auch am Markt bestehen. Effizienzsteigerungen bei der Produktion und Innovationen bei der Produktpalette sind laufend gefragt. Tirol Milch etwa probiert es derzeit mit einem griechischen Joghurt oder der Wiedereinführung von Glasflaschen bei der Milch.

Spezialisierung und Direktvermarktung

Ein für Agrarlandesrat Josef Geisler erfreulicher Trend in Tirol geht Richtung Klein- und Hofsennereien. Diese würden mit Spezialprodukten zusätzlich die Angebotsvielfalt erhöhen. Er appeliert gleichzeitig an Endverbraucher genauso wie an die Gastronomie und Hotellerie, noch mehr auf regionale Produkte zu setzen auch wenn diese vielleicht auf Grund ihrer Qualität etwas teurer sind. Aber der Kauf von regionalen Produkten stärke nicht nur die heimische Landwirtschaft, sondern verringere auch den Verkehr und sichere Arbeitsplätze im Land.