30 Jahre Psychosozialer Pflegedienst

Seit 30 Jahren gibt es in Tirol den psychosozialen Pflegedienst (PSP) zur Unterstützung von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Anlässlich dieses Jubiläums haben die Verantwortlichen am Dienstag in Hall Bilanz gezogen.

Wird ein Patient nach einem längeren Aufenthalt im Krankenhaus nach Hause entlassen, braucht es oft noch eine pflegerische Nachbetreuung. Genauso ist es bei Menschen mit einer psychischen Erkrankung. 1.200 Klienten betreut in Tirol der psychosoziale Pflegedienst zu Hause oder in betreuten Wohngemeinschaften, sagt PSP-Leiter Karl Heinz Alber.

Christian Haring, Karl Heinz Alber und Norbert Erlacher

PSP Tirol

Christian Haring, Karl Heinz Alber und Norbert Erlacher, Obmann des Vereins „Hilfe für Angehörige Psychisch Erkrankter“

Alleine für die Betreuung von Menschen in ihrem häuslichen Umfeld werden jährlich fast 100.000 Stunden geleistet. Daneben gibt es 57 Wohnplätze, 145 Plätze, an denen eine Tagesstruktur geboten wird, zehn Plätze im Arbeitstraining und drei Dauerarbeitsplätze. Der PSP gebe den Menschen weiterhin Hoffnung, erleichtere den Alltag und stifte Nutzen, indem er etwa gemeinsam mit den Betroffenen Anträge ausfülle oder Arztbesuche organisiert, so Alber.

Mehr Arbeitsplätze für psychisch Kranke

Wurden vor 30 Jahren psychisch erkrankte Menschen fast dauerhaft in Krankenanstalten betreut, ist man heute bemüht, Patienten nach der Akutbehandlung möglichst rasch wieder nach Hause zu entlassen und dort zu betreuen. Zwei Dinge wären dafür wichtig, sagt Karl Heinz Alber. Eines sei ein psychiatrischer Notfalldienst, der den Menschen in akuten Krisen helfe ähnlich wie ein Notarzt bei somatischen Krisen. Ein zweiter Punkt seien Dauerarbeitsplätze für Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen. Da bedürfe es in Tirol noch großer Anstrengungen. Es brauche mindestens 150 bis 200 Dauerarbeitsplätze am zweiten Arbeitsmarkt, tatsächlich gebe es aber nur ein Dutzend, so Alber.

Mehr gesellschaftliche Akzeptanz für psychische Erkrankungen würde auch helfen, sagt der Psychiater Christian Haring. Auch Angehörige können sich an den Psychosozialen Pflegedienst in Tirol wenden. Das Angebot des PSP richtet sich an Menschen im Alter von 18 bis 65 Jahren. Beratung und Information erfolgen anonym und kostenlos.

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