Herzinfarkt: „Jede Minute zählt“

Rund ein Drittel der tödlichen Herzinfarkte könnte verhindert werden, wenn Angehörige und Ersthelfer sofort den Notruf absetzen und Erste Hilfe leisten. Eine Südtiroler Kampagne ruft dazu auf, schon auf die ersten Warnsignale zu hören.

Jeder dritte Herzinfarkt endet in Südtirol tödlich. Dabei kommt er selten ganz ohne Vorwarnung. Der Körper sendet meist schon Wochen vorher Signale, die ernst zu nehmen sind. Darauf macht das Südtiroler Landesamt für Gesundheit mit der Kampagne „Jede Minute zählt“ aufmerksam. Schon bei den ersten Anzeichen soll der Notruf alarmiert werden.

Symptome ernst nehmen

Bei Männern sind das etwas Schmerzen im Brustkorb, ein Erstickungs- und Engegefühl, plötzliche Schwäche, Blässe und Kaltschweiß. Bei Frauen können sich auch andere Symptome zeigen, wie Atemnot, Übelkeit, Erschöpfung, Magen-, Rücken- oder Unterkieferschmerzen. Bei diesen Warnzeichen sollen Patienten und Angehörige sofort hellhörig werden. Denn jeder Herzinfarkt – unabhängig von der Art der Beschwerden – kann jederzeit und ohne weitere Vorankündigung einen plötzlichen Herzstillstand verursachen.

Helfer sollten den Patienten bei Verdacht auf Herzinfarkt nicht hinlegen, sondern mit erhöhtem Oberkörper bequem lagern, enge Kleidung öffnen und die betroffene Person beruhigen, bis die Rettung kommt.

OP, Ärzte beim Eingriff von hinten, zwischen Geräten

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Über 400 Mal pro Jahr wird am Bozner Krankenhaus ein Herzpatient notoperiert

Laien ermutigen, zu helfen

Kommt ein Patient früh genug ins Krankenhaus, können die Ärzte das vestopfte Gefäß wieder öffnen. Über 400 mal im Jahr operieren die Kardiologen vom Krankenhaus Bozen einen Notfallpatienten. Nach einem Herzinfarkt zählt jede Minute, die Ärzte müssen sich beeilen, sonst sterben Teile des Herzmuskels ab.

Viele Betroffene überleben die Fahrt ins Krankenhaus allerdings nicht. 185 Menschen sind in Südtirol im vergangenen Jahr nach einem Herzinfarkt gestorben. In vielen Fällen wurden die Symptome zu spät erkannt oder es wurde zu lange damit gewartet, den Notruf zu wählen. Wichtig ist, das bewusstlose Patienten sofort Hilfe brauchen. Ernst Fop, Primar der Landesnotrufzentrale in Bozen, ermutigt Ersthelfer, einzugreifen. Das Einzige, was wirklich falsch sei in einer Notlage, sei Nichtstun. Pro Minute, die bei einem Herzstillstand bis zum Beginn der Reanimation verstreicht, verringert sich die Überlebenswahrscheinlichkeit der betroffenen Person um etwa zehn Prozent.

ein Mann leistet einem anderen, der am Boden liegt, Erste Hilfe(Szene nachgestellt)

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Beherzte Ersthelfer können Herzinfarktpatienten das Leben retten (Szene nachgestellt)

Der Rettungsdienst benötigt meist mehr als fünf Minuten, um nach einem Herzstillstand direkt bei der betroffenen Person zu sein. Eine schnelle Erste Hilfe in Form einer Herzdruckmassage durch Laien ist somit überlebensnotwendig.

Häufigste Todesursache

Herzkreislauferkrankungen sind die häufigste Todesursache bei Frauen und Männern. Frauen, die einen Herzinfarkt erleiden, sind durchschnittlich zehn bis 15 Jahre älter als Männer und sie sterben häufiger an einem akuten Infarkt, zum Teil auch, weil dieser nicht rechtzeitig erkannt wird.

Insgesamt haben 734 Südtiroler 2017 einen Herzinfarkt erlitten. Die Zahl ist rückläufig, 2014 waren es noch 807. Der Rückgang wird auch auf die Prävention zurückgeführt, weshalb das Land auch in Zukunft darauf setzen will. Die Risikofaktoren sind dabei altbekannt: Übergewicht, Bewegungsmangel, Rauchen, falsche Ernährung und ein hoher Blutdruck schaden der Gesundheit. Vor allem ab 40 Jahren soll mehr auf das Herz geschaut werden, damit es nicht auf jede Minute ankommen muss.

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Kampagne „Jede Minute zählt“