Schindeldach: Aus Tradition wird Luxus

Mühsam hergestellte Dachschindeln sind in Südtirol zu einem Luxusprodukt geworden. Traditionsbewusste Hausbesitzer müssen tief in die Tasche greifen, wenn sie auf die Methode von früher setzen.

Die Dächer von Sterzing oder Klausen waren früher ganz mit Schindeln eingedeckt. Die schuppenartige Struktur prägte über Jahrhunderte das Aussehen von Weilern, Dörfern und Städten. Noch in den 1980er Jahren wurde die Zahl der Schindeldächer in Südtirol auf rund 10.000 geschätzt. Mittlerweile ist die Tradition aber ein kostspieliges Extra geworden.

Von Hand „gekliabt“ hält 100 Jahre lang

Vor allem die aufwendig per Hand hergestellten Schindeln sind mittlerweile ein Luxusprodukt geworden. Dabei sind es gerade die gespalteten Schindeln, die eine Lebensdauer von bis zu 100 Jahren erreichen können. Anders als bei Schindeln, die geschnitten werden, bleibt bei „gekliabten“ Schindeln die Faserstruktur erhalten. Das Holz nimmt damit weniger Wasser auf, quillt weniger auf und verottet deutlich langsamer.

Schindeldach in Südtirol

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Eine Frage des Geldes und des Willens

Ziegel und Beton haben die traditionellen Schindeln mittlerweile auf vielen Dächern verdrängt. Das Land Südtirol fördert zwar die Erhaltung und Erneuerung von Schindeldächern auf Kirchen und bäuerlichen Gebäuden, wenn diese unter Denkmalschutz stehen. Dennoch verzichten Bauherren trotz finanzieller Unterstützung immer wieder auf ein Schindeldach. Bei einem ausgebauten Dachstuhl ist ein solches aufgrund der fehlenden Durchlüftung kaum geeignet.

Schindeldach in Südtirol

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Auch Landwirte mit Milchwirtschaft verzichten zuletzt häufiger auf ein Schindeldach. Für besser bezahlte Heumilch etwa ist beim Stall ein Betondach vorgeschrieben. Um gegenzusteuern, hat die Südtiroler Landesregierung die Förderungen für Schindeldächer daher zuletzt auch auf Stalldächer ausgeweitet, wenn auch in geringerem Ausmaß.

Schindeldach in Südtirol

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Ursprünglich stellten viele Bauern die Schindeln für ihre Dächer selbst her. Dazu wurde im Winter das Holz bearbeitet. Vor allem Landwirte in höheren Lagen hatten den Rohstoff mehr oder weniger vor der Haustür. Schindeln waren damit auch eine günstige Lösung für den Hausbau.

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