Junge Steinböcke im Passeiertal ausgewildert

„Ab in die Freiheit“ hat es am Mittwoch für vier Jungtiere aus dem Steinbockgehege in Moos in Passeier geheißen. Es war die erste Auswilderung von in Südtirol gezüchteten Steinböcken und für Menschen und Tiere ein aufregender Moment.

Sperli, Xaver, Siri und Gerti erwartet am Mittwoch Nachmittag eine spannende Reise, und das Steinwild spürt die Aufregung. Die zwei jungen Geißen und die zwei Böcke sind zwischen 2015 und 2017 im Bunker Mooseum in Moos in Passeier zur Welt gekommen. Hier, im hintersten Passeiertal, sind die Tiere mit weiteren sechs Artgenossen aufgewachsen. Tierpfleger Gernot Reich begleitet die Jungtiere in die Freiheit. Es ist auch für ihn ein besonderer Tag: „Ich sehe es mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ich habe mich jeden Tag mit diesen Tieren beschäftigt, aber ich freue mich natürlich, dass sie frei leben dürfen.“

junge Steinböcke, noch im Gehege

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Für ihre Auswilderung werden die Jungtiere im Gehege eingefangen. Damit die größeren Tiere dort nicht sich und andere verletzen, werden sie fachmännisch und unter Aufsicht des Tierarztes betäubt. Sperli, Xaver, Siri und Gerti bekommen ein Halsband mit Peilsender und Ohrmarken, damit das Steinwild später in der freien Natur wiedererkannt werden kann.

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Ab in die Freiheit

Sperli, Xaver, Siri und Gerti treten ihre Reise in die Freiheit an. Sie tragen einen Peilsender und Ohrmarken, damit sie erkennbar bleiben.

Von Null auf über 1.500 Steinböcke

Mehr als 1.500 Steinböcke leben derzeit in Südtirols Bergen. In den 1980ern war ihre Zahl in Südtirol schon einmal auf Null gesunken, dann wurde mit der Auswilderung von Tieren aus anderen Revieren begonnen. Im Gehege in Moos in Passeier werden seit neun Jahren Steinböcke gezüchtet. Zunächst gab es rechtliche Unsicherheiten, ob gezüchtete und unter Schutz stehende Tiere in Italien auch ausgewildert werden dürfen. Die ersten überzähligen Zuchttiere aus dem Passeiertal wurden deshalb im letzten Jahr im Zillertal ausgewildert.

alter Steinbock mit großem Geweih

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Das Steinwild war in Südtirol in den 1980ern ausgerottet

Die ersten Schritte auf freiem Boden

Heuer sollte es dann auch in Südtirol klappen. Die vier Jungtiere werden in einer kurzen Autofahrt ins Fartleistal in den Sarntaler Alpen gebracht, wo bereits Steinwild lebt. Die steilen, sonnigen Hänge sind optimal für die temperaturempfindlichen Wildtiere, und hier machen Sperli, Xaver, Siri und Gerti die ersten Schritte in Freiheit.

Drei junge Steinböcke im Freien

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Die Passeirer Jungtiere bei ihren ersten Schritten in freier Wildbahn

Helmut Gufler, Amtstierarzt im Passeiertal, erklärt: „Auch wenn die Tiere bisher in Gefangenschaft gelebt haben, wissen sie ganz genau, wohnin sie jetzt laufen sollen, was sie in freier Wildbahn fressen dürfen und welche Pflanzen giftig sind. Das sagt ihnen ihr Instinkt.“ Damit sich die gezüchteten Tiere in freier Wildbahn zurechtfinden, sollte die Auswilderung aber in den ersten Lebensjahren erfolgen.

„Der Natur etwas zurückgeben“

Für die Passeirer ist die Auswilderung ihr Beitrag, den Steinbockbestand in Südtirol zu sichern. „Es ist schön, der Natur auch wieder einmal etwas zurückgeben zu können. Wir wollen nicht nur über Naturschutz reden, wir wollen ihn auch aktiv betreiben“, erklärt Konrad Pamer, Gemeindereferent in Moos und Obmann des Museums Hinterpasseier, dem das Bunker Mooseum samt Gehege angegliedert ist. Dort sind schon wieder zwei Geißen trächtig, die Kitze werden im Juni erwartet. Diese könnten dann im nächsten Jahr ausgewildert werden, so wie Sperli, Xaver, Siri und Gerti. Sie sind jetzt in Freiheit, da, wo der König der Alpen auch hingehört.