Kampf gegen Rechts als Auftrag
Aus ihrer Weltanschauung macht sie keinen Hehl: Die deutschsprachige militante Neonazi-Szene hat sich am Wochenende des 20. und 21. Aprils beim „Schild und Schwert“-Festival im sächsischen Ostritz getroffen - just am Geburtstag Adolf Hitlers. Mit dabei waren auch mindestens sieben junge Südtiroler aus dem Raum Meran und Naturns. Die Provokationen von Rechts kennt Lukas Schwienbacher. Der Pädagoge beobachtet seit Jahren die lokalen Rechtsextremen, als Koordinator der Fachstelle Gewaltprävention im Forum Prävention in Bozen.
Presseservice_RN
„Kein Jugend-Problem“
„Grundsätzlich sind rechtsextreme Verhaltensweisen kein Phänomen von bestimmten Gruppen oder Einzelpersonen, der Nährboden findet sich in der gesellschaftlichen Mitte“, betont Schwienbacher. Es seien auch keinesfalls vorwiegend junge Menschen empfänglich für die Botschaften von Rechts. Überall dort, wo Vorurteile durch Halbwahrheiten oder Falschmeldungen geschürt würden, wo Hass und Feindseligkeiten im Alltag, in den Medien und im politischen Diskurs gesät würden, ortet der Pädagoge die Basis für Rechtsextremismus. „Wenn Menschen aufgrund von Kultur, Sprache, Religion oder Nation ausgegrenzt und diffamiert werden, wenn Menschenrechte und Meinungsfreiheit in Frage gestellt werden, dann können sich extreme Verhaltensweisen und Ideologien entwickeln.“
ORF
Gewöhnungseffekt vermeiden
Die Veranstaltung in Ostritz war legal, die Teilnahme daran zeugt von einer lebendigen und unverbesserlichen Rechtsextremen-Szene auch in Südtirol. Schwienbacher plädiert dafür, die Gesellschaft zu sensibilisieren, dass Rechtsextremismus mitten in der Gesellschaft entstehe. Bei rechten Vorfällen dürfe nicht geschwiegen werden, es brauche Zivilcourage und eine lebendige Diskussionskultur, um Diskriminierung und Ausgrenzung entgegenzutreten.
Presseservice_RN
Schwienbacher beobachtet vor allem in den sozialen Netzwerken, dass Hass geschürt und Gewalt angedroht werde, dass Tabus gebrochen würde und dadurch ein Gewöhnungseffekt eintrete. „Diese Gewöhnung finde ich problematisch, denn wenn man etwas als normal erkennt, verkennt man als Gefahr.“
Auch Antifa Meran sieht Handlungsbedarf
Nach der Teillnahme von Südtiroler Neonazis am Festival in Ostritz fordert die Antifaschistische Aktion Meran, kurz Antifa Meran, diese nicht als „Lausbuben-Streich“ abzutun. Es zeige viel mehr, wie gut Südtiroler Neonazis vernetzt und in der Szene eingebunden seien, so die Antifa Meran in einer Aussendung. Dieses jüngste rechtsextreme Treffen habe einmal mehr gezeigt, dass es auch in Südtirol dringenden Handlungsbedarf gegen Rechtsextremismus gebe.