Südtirol will sein Image in Italien aufpolieren

Südtirol plant in italienischen Medien eine Imagekampagne für seine Sonderautonomie. Die gerät in italienischen Politfernseh-Shows regelmäßig unter Beschuss. Jetzt will das Land auf Sympathiefang zwischen Sizilien und Salurn gehen.

Die Sonderautonomie der Südtiroler sei ein ungerechtfertigtes Sonderprivilegium, die reiche Provinz im Norden Italiens erhalte einfach so Milliardenbeiträge aus Rom: Diesen Eindruck kann der italienische Medienkonsument durchaus gewinnen, wenn er Polit-Fernsehshows über Südtirol verfolgt. Immer wieder ist das Land Südtirol unter medialem Beschuss, sowohl im italienischen Privatfernsehen (zum Beispiel auf La7) und in der öffentlich-rechtlichen Rai als auch in Printmedien wie der Tageszeitung Il Fatto Quotidiano.

Grafik mit Fernsehgerät, darin sind zwei Gäste einer Talkshow zu sehen, die sich aufregen

ORF

Italienische Polit-Talkshows ziehen öfters über Südtirols Autnomierechte her

Jetzt soll das Image des Landes aufpoliert werden. Landeshauptmann Arno Kompatscher will auf Sympathiefang gehen und hat dafür am Donnerstag im Südtiroler Landtag eine Kommunikationsoffensive angekündigt. Die Provinz Bozen soll im Stiefelstaat nicht mehr länger als arrogant und streberhaft wahrgenommen werden. Denn das ist ihr derzeitiges Image, wie eine Studie zeigt.

Crashkurs in Geschichte und Landeskunde

Jetzt wird eine PR-Agentur damit beauftragt, italienische Journalisten über die Sonderautonomie aufzuklären. In einer Art Crashkurs sollen Medienschaffende in Seminaren und bei Südtirolbesuchen einiges über Geschichte und Landeskunde sowie das Autonomiestatut lernen. Auch Informationen über den Landeshaushalt und die Rechte und Pflichten von Sonderautonomien wird es dabei geben. Daraus möge sich eine ausgewogene Berichterstattung in den italienischen Medien ergeben, so der Wunsch der Politiker.

Marco Pappalardo, Leiter der Südtiroler Agentur für Presse und Kommunikation, bringt die Strategie auf den Punkt: „Wir müssen von der Darstellung vom einsamen Streber zum Klassenbesten aufrücken, der andere mitnimmt.“ Außerdem wolle Südtirol dem Bild vom arroganten Land mit Solidarität begegnen: Südtirols solidarische Maßnahmen für andere italienische Regionen - zum Beispiel in der Katastrophenhilfe oder in der Wasserversorgung - müssten noch bekannter gemacht werden.

Kamera, dahinter Südtiroler Fahne mit Adler

ORF

Ziel der Strategie: Südtirol soll medial in Italien besser wegkommen

Eklat in Polit-Fernsehshow

Die Werbetrommel für die Südtirol-Autonomie wird gerührt, nachdem es in italienischen Medien öfters starke und teilweise unsachliche Kritik an Südtirols Sonderrechten geübt wird. Zu einem regelrechten Eklat kam es im Jänner 2014. In einer Ausgabe der politischen Diskussions-Sendung Porta a porta des staatlichen Fernsehens Rai griff der bekannte Moderator Bruno Vespa die Südtiroler Autonomie scharf an. Durch die Privilegien der Sonderautonomie sei Südtirol zumindest indirekt Schmarotzer des staatlichen Etats. Landeshauptmann Arno Kompatscher war zwar aus Bozen zugeschaltet, doch sobald er die Vorwürfe entkräften wollte, wurde die Leitung einfach unterbrochen. Mit der Imagekampagne will sich der Landeshauptmann nun Gehör verschaffen und den italienischen Journalisten klarmachen, dass die Sonderautonomie der Südtiroler durchaus gerechtfertigt sei.