Elfjähriger filmt seltenen, „coolen“ Vogel

Bei Bruneck in Südtirol hat ein kleiner Bub einen Waldrapp entdeckt und gefilmt. Der skurril aussehende Zugvogel galt als ausgestorben. Langsam scheint ein Wiederansiedlungsprojekt unter österreichischer Federführung Erfolg zu haben.

Der elfjährige Marian Mössmer aus Sterzing ist Hobby-Ornithologe. Vögel sind seine Leidenschaft, die meisten erkennt er bereits an ihrem Gesang. Gerne streift der Grundschüler auch durch die Natur und hält mit einem Fernglas Ausschau nach allem, was Federn hat. Kürzlich hatte er besonderes Forscher-Glück: Ein Waldrapp spazierte im Pustertal direkt vor ihm über die Wiese.

Marian Mössmer vogelexperte

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Marian Mössmer ist stets auf der Suche nach Vögeln

Waldrapp vor der Linse

Der Bub erkannte das seltene Tier sofort und zückte sein Smartphone, um zu filmen. Mit atemloser Stimme kommentierte der junge Vogel-Forscher, was er sah, denn er war sich bewusst, welchen Seltenheitswert seine Beobachtung hatte. „Meine Schwester hat nur gesagt, schau, was für ein komischer Vogel“, sagte Marian Mössmer. Komisch fand er ihn nicht, aber „richtig cool“.

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Cooler Vogel

Mit seinem Smartphone hat Marian Mössmer einen Waldrapp gefilmt: „Wie cool“, sagt der Elfjährige, während er sich an das seltene Tier heranschleicht.

Der gänsegroße Waldrapp hat weder etwas mit Wald noch mit einem Raben zu tun. Er ist ein Ibis, der in Felsnischen brütet und auf Wiesen und offenen Flächen nach Insekten und Feldmäusen sucht. Waldrappen sind Zugvögel und waren bis vor 500 Jahren in Europa weit verbreitet. Doch Jagd und Kälteperioden, später Pestizide und menschliche Besiedelung haben den Vögeln arg zugesetzt.

Zoos retten die Art vor dem Aussterben

Inzwischen gehören sie zu den am stärksten bedrohten Vogelarten weltweit. Als Zugvögel galten sie überhaupt als ausgerottet. Nur in einigen Schutzgebieten und durch Nachzuchten in Zoos konnte der Waldrapp vor seinem völligen Verschwinden bewahrt werden. Im Rahmen eines seit 2013 bestehenden EU-Projektes mit Partnern aus Österreich, Italien und Deutschland soll der Waldrapp in Europa wieder angesiedelt werden. Bis 2019 soll der Waldrapp wieder ein heimischer Zugvogel werden, so das Ziel.

Waldrapp

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Waldrapp mit kahlem Kopf und wildem Schopf

Das Projekt basiert auf den langjährigen Erfahrungen des Artenschutzprojektes „Waldrappteam“. Ein Schwerpunkt sind umfangreiche Maßnahmen gegen den illegalen Abschuss von Waldrappen in Italien. Auch der Alpenzoo Innsbruck hat sich stark für den Waldrapp engagiert und ist Projektpartner des Waldrappteams. Als Koordinator des Europäischen Erhaltungszucht-Programms (EEP) übernahm der Alpenzoo das genetische Screening der Waldrappkolonien. Das Waldrappteam interessiert sich auch für die Beobachtungen von Marian Mössmer. Der von ihm beobachtete Vogel war mit einem Fußring gekennzeichnet und ist deshalb wahrscheinlich identifizierbar.

Der Waldrapp jedenfalls hat Marians Neugier für Vögel noch größer gemacht. Irgendwann, das steht jetzt schon fest, will der Elfjährige sein Hobby zum Beruf machen. Und vielleicht ist bis dahin der Waldrapp wieder mehr verbreitet und Marian kann den eigenwilligen Vogel mit dem kahlen Kopf ganz oft beobachten.

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