Erl: Baur Ombudsfrau, Karajan auf Bühne

Die Tiroler Festspiele Erl haben die Schauspielerin Isabel Karajan für eine Rolle in der Oper „Stillhang“ in der Wintersaison 2018/19 gewinnen können. Rund um die Vorwürfe gegen die Festspiele sieht man „die Hausaufgaben erfüllt“.

„Ich bin emotionalisiert“, ließ sich Gustav Kuhn, künstlerischer Leiter der Tiroler Festspiele Erl, am Freitag bei der Pressekonferenz anlässlich der Programmpräsentation im Festspielhaus zu einer Jubelbekundung ob des Engagements der Karajan-Tochter hinreißen. „Man hat es nicht leicht als Tochter von Herbert von Karajan, sie hat sich aber toll entwickelt“, streute er der Schauspielerin und Sängerin ausschließlich Rosen.

Oper aus der Feder eines Tirolers

Angefangen habe alles mit der Frage von Kuhn an Karajan, ob es „etwas gibt, das in dir brennt“, erzählte Karajan, die ebenfalls bei der Pressekonferenz anwesend war. Von der jetzigen Oper „Stillhang“ mit starker Frauenrolle aus der Feder des Tiroler Komponisten Christian Spitzenstaetter zeigte sich Karajan begeistert.

Erl, Kuhn, Haselsteiner, Karajan

APA/Johann Groder

Regisseur Klaus Ortner, Isabel Karajan, Intendant Gustav Kuhn, Festspielpräsident Hans Peter Haselsteiner während der Programmpräsentation für die Wintersaison 2018/19 der Tiroler Festspiele Erl.

Es sei etwas Außergewöhnliches geschaffen worden, gab sie sich euphorisch und zugleich vage. Die Musik der Oper beschrieb der Komponist Spitzenstaetter als „weder E noch U“. Karajan übernimmt in der Oper die Titelrolle der Liesl Karlstadt. Die lange Zeit mit Karl Valentin liierte Komikerin verbrachte ab 1941 zwei Jahre in Tirol.

Baur soll als Ombudsfrau autonom agieren

Hans Peter Haselsteiner, Präsident der Festspiele Erl, sieht in der Causa rund um die schweren Vorwürfe gegen die Festspiele und deren Künstlerischen Leiter Gustav Kuhn die „Hausaufgaben erfüllt“. Man habe mit der Tiroler Ex-Landesrätin Christine Baur (Grüne) eine autonom agierende Ombudsfrau bestellt und die Gagenordnung veröffentlicht. „Wir wollen nicht mehr, es ist alles gesagt“, meinte Haselsteiner am Freitag. Ab kommenden Dienstag könne man die Gagenordnung öffentlich nachlesen.

Kuhn gab keine Stellungnahme ab

Kuhn selbst wollte sich bei der Pressekonferenz anlässlich der Präsentation des Programmes für die Wintersaison 2018/19 im Erler Festspielhaus nicht mehr zu den auf der Homepage „dietiwag.org“ des Bloggers Markus Wilhelm erhobenen Vorwürfen und anonymen Anschuldigungen äußern. „Lassen Sie mir den Kuhn in Ruhe“, zeigte sich Haselsteiner angesichts einer Journalistenfrage empört. Kuhn, neben Haselsteiner sitzend, schwieg selbst auf Nachfrage beharrlich. Normalerweise würde man auf anonyme Vorwürfe mit der Reaktion „ab in den Papierkorb“ reagieren, fügte Haselsteiner hinzu und erntete für diesen Kommentar Applaus einiger anwesender Gäste.

Erl, Kuhn, Haselsteiner, Karajan

APA/Johann Groder

Bisher habe man sämtliche Verfahren gewonnen

Es handle sich insgesamt um ein „leidiges Thema, das uns in den letzten Wochen begleitet hat“, hatte der Festspielpräsident zuvor konstatiert. Die bösartigen Vorwürfe seien „völlig aus der Luft gegriffen“, schob er nach. Nach dem ersten „Schock, dass so etwas möglich ist“ habe man geklagt, führte er aus. „Wir haben alle Verfahren gewonnen, eines ist jetzt noch offen“, sagte Haselsteiner und sah sich darin bestätigt, dass von den geführten „Debatten nichts übrigbleiben wird“.

Benimmregeln in Ausarbeitung

In Zukunft solle aber ein „Code of Conduct“, sozusagen „Benimmregeln“, im Erler Festspielhaus eingehalten werden. „Derzeit gibt es nur einen Entwurf für die österreichischen Bundestheater, daran werden wir uns orientieren“, erklärte Haselsteiner. Der in Auftrag gegebene hauseigene „Code of Conduct“ könne aber in Zukunft durchaus „Maßstab für andere Häuser sein“, meinte er. Die bestellte Ombudsfrau Christine Baur werde außerdem über „vollkommene Autonomie“ verfügen: „Wir wollen und werden uns da nicht einmischen“. Ab kommenden Dienstag könne man zudem die Gagenordnung öffentlich nachlesen. „Jetzt will ich nichts mehr hören“, wollte der Präsident einen Schlussstrich ziehen.

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