Weniger angezeigte Straftaten in Tirol

Die Anzeigenstatistik für das Jahr 2017 weist für Tirol einen Rückgang bei den Anzeigen auf. Die Aufklärungsquote hingegen stieg um fast drei Prozent. Ein Problembereich sind laut Polizei Gewaltstraftaten durch junge Männer.

2017 wurden in Tirol 41.611 Delikte zur Anzeige gebracht. Das ist ein Rückgang von 4,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 55,6 Prozent dieser Straftaten konnten laut Polizei geklärt werden. Das sei die höchste Aufklärungsquote in den letzten zehn Jahren. Tirol liege damit hinter Vorarlberg und Oberösterreich an dritter Stelle der Bundesländer.

Graphik Kriminalstatistik

LPD Viehweider, Lorbeg, Gruber

Weniger Anzeigen und mehr aufgeklärte Fälle

Unter den Bezirken gab es die stärksten Rückgänge angezeigter Straftaten in Innsbruck mit einem Minus von zehn Prozent und in Kitzbühel mit minus 6,8 Prozent. Leichte Zuwächse im Bereich von ein bis zwei Prozent gab es in den Bezirken Kufstein, Reutte und Schwaz.

Cyberkriminalität legte am stärksten zu

Unter den Deliktgruppen gab es die stärksten Zuwächse an Anzeigen im Bereich der Cyberkriminalität mit einem Plus von 29,5 Prozent, die stärksten Rückgänge bei Einbruchsdiebstählen in Wohnungen und Wohnhäuser mit minus 19,8 Prozent.

Bei Gewaltdelikten gegen Leib und Leben gab es einen Zuwachs der Anzeigen von 1,6 Prozent, wobei es starke Anstiege im Bereich der Geschlechtlichen Nötigung gab (32 Anzeigen statt 15), sowie im Bereich des sexuellen Missbrauchs Unmündiger (plus 16,3 Prozent) und der pornographischen Darstellung Minderjähriger (plus 33,3 Prozent). Anzeigen wegen Vergewaltigung, sexuellem Missbrauchs Wehrloser oder Psychisch Beeinträchtigter sowie sexuellen Missbrauchs Jugendlicher gingen zurück. Auch im Bereich sexueller Belästigung gab es einen Rückgang.

Weniger Diebstahls-Anzeigen in allen Bereichen

Im Bereich der Diebstähle gab es in allen Bereichen Rückgänge, am stärksten fiel er bei Taschen- und Trickdiebstahl aus, aber auch Diebstähle von Fahrrädern und Kraftfahrzeugen zeigten eine deutlich sinkende Tendenz auf. Anzeigen wegen Raubes oder Sachbeschädigung gab es 2017 ebenfalls weniger als 2016. Im Berech der Wirtschaftskriminalität gab es einen Rückgang von 7,7 Prozent, bei Betrug ein Minus von 4,4 Prozent. Einen leichten Rückgang gab es auch bei Anzeigen im Bereich der Suchtmittelkriminalität.

Helmut Tomac, Walter Pupp und Martin Kirchler bei der Präsentation der Kriminalstatistik 2017

LPD Tirol, Gruber Bernhard

Landespolizeidirektor Helmut Tomac, Landeskriminalamts-Leiter Walter Pupp und Innsbrucks Stadtpolizeikommandant Martin Kirchler bei der Präsentation der Kriminalstatistik 2017

Unter den 25.599 ermittelten Tatverdächtigen waren 11.075 Fremde, was einer leichten Steigerung von 43,1 auf 43,3 Prozent entspricht. Der größte Teil der fremden Tatverdächtigen waren Touristen, fast ebenso viele waren ausländische Arbeitnehmer. Bei Tatverdächtigen Asylwerbern und Fremden ohne Beschäftigung zeigt die Statistik einen Rückgang auf. Die meisten Tatverdächtigen stammen aus Deutschland (2.784) gefolgt von der Türkei (695), Marokko, Rumänien und Italien.

Problem mit jungen Männern aus Kriegsgebieten

Trotz der auf den ersten Blick guten Zahlen gebe es Problembereiche, sagt Walter Pupp, der Leiter des Landeskriminalamtes. Eine der Problemzonen seien schwere Gewaltstraftaten durch junge Männer, die zu einem großen Teil aus kriegstraumatisierenden Räumen kommen, „ganz voran die Afghanen und auch die Tschetschenen, die in den letzten Jahren durchaus schwere Straftaten begangen haben“. Diese stünden zunehmend mehr im Focus polizeilicher Ermittlungen.

Pupp sagte, gute Ermittlungsarbeit mache diesen Gruppen klar, dass Straftaten nicht geduldet würden und es zeitnah Bestrafungen gibt. „Wir suchen diese Gruppen auch sonst zu erreichen, was allerdings sehr schwierig ist.“ Der kulturelle Hintergrund biete kaum Möglichkeiten zur Prävention. Man versuche zu verhindern, dass es No-Go-Areas gibt und es gebe sehr rasch Ermittlungen auf Straftaten oder Bandenentwicklungen, sodass man diese relativ rasch zerschlagen könne, so Pupp.