Warum gibt es das Universum?

Es ist so etwas wie die ultimative Frage der Philosophie und Naturwissenschaft: Warum gibt es das Universum und die Menschen, warum ist alles aus dem Nichts entstanden? Darüber wollte ein Brunecker Oberschüler mehr wissen.

Auf der Suche nach Antworten kommt Georg Stolzlechner, 16-jähriger Schüler der TFO Bruneck im Pustertal, zunächst ins Planetarium Südtirol. Die Frage nach dem Warum ist die ultimative Frage der Wissenschaft, findet Astrophysiker und Wissenschaftskommunikator David Gruber. „Wenn es um die Entstehung des Universums geht, hört man immer vom Urknall, einem Ereignis, das aus dem angeblichen Nichts etwas erschaffen hat.“ Allerdings ist das auch für den Wissenschaftler selbst keine wirklich befriedigende Antwort.

Astrophysiker Gruber begrüßt Schüler Georg im Planetarium

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Astrophysiker David Gruber freut sich über die „ultimative Frage“

Normalerweise könnten Naturgesetze die Erklärung für Vorgänge liefern. Und de facto gebe es eine Theorie, erklärt Gruber, wonach die Naturgesetze vor dem Urknall existierten und ihr Zusammenspiel den Urknall erst erzeugt habe. „Aber da kann man ja auch fragen, woher kommen die Naturgesetze? Warum gibt es diese und nicht nichts?“

Holzhammerfakt beendet Erklärungsversuche

„Aber wenn man die Naturgesetze hinterfragt, dann kommt die Naturwissenschaft an einen Punkt, wo man ganz brutal sagen muss: Das ist ein Holzhammerfakt. Wir können nicht alles immer weiter hinterfragen, für die Frage nach dem Ursprung gibt es wahrscheinlich einfach keine vernünftige Antwort“, erklärt der Wissenschaftskommunikator. Die Antwort mag unbefriedigend sein, gibt er zu, aber auf der anderen Seite meint er: „Warum sollte das Universum eigentlich so gemacht sein, dass wir Menschen auf alles eine Antwort finden?“

Metaphysische Erklärung der Philosophie

Damit will sich die Philosophie nicht zufriedengeben. Die Frage „Warum ist überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts?“ gehört zu den ebenso traditionsreichen wie umstrittenen Problemen dieser Disziplin. Der Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) hat sie formuliert, war aber freilich nicht der Erste, der sich damit auseinandergesetzt hat. Mehr von ihm und seinen Thesen erfährt der Schüler von Philosophiedozent Ivo De Gennaro von der Freien Universität Bozen.

Philosophiedozent De Gennaro und Schüler Georg im Gespräch in einer Bibliothek

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Philosophiedozent De Gennaro ist

Leibniz habe ein Denkprinzip eingeführt, wonach alles, also auch die Entstehung des Universums, einen letzten Grund haben müsse. Dieser Grund, erklärt der Forscher der Uni Bozen, könne laut Leibniz nicht im Materiellen zu suchen sein. Dafür müsse der Denker die physische Ebene verlassen und auf die metaphysische wechseln. „Für Leibniz braucht es ein notwendiges Wesen, das seine eigenen Existenz begründet, und er nennt diesen letzten Grund Gott“, erklärt De Gennaro.

Schüler am Okular eines großen Teleskops in der Sternwarte Gummer, blickt nach oben, Teleskop zum blauen Himmel geöffnet

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Georg Stolzlechner hat interessante Einblicke erhalten

Spannend findet der Philosophiedozent aber vor allem die Frage, was vor dem Etwas war, nämlich das Nichts. „Da sind auf einmal alle Fragen offen, denn wir müssten etwas über dieses Nichts, das ja für unser Denken absolut ungewöhnlich ist, etwas sagen. Wir müssen üben, wie man denkt, ohne vorher das Etwas zu denken, sondern innerhalb dessen, was nicht etwas ist. Das ist das Philosophieren.“

Manchmal ist keine Antwort auch eine Antwort

Zumindest noch kann weder die Philosophie noch die Naturwissenschaft eine letztgültige Antwort auf die große Frage nach dem Warum geben, das betonen beide Experten. Aber oft gehe es ja auch mehr um die Fragen als um die Antworten. Georgs Fazit: „Ich habe viel Interessantes gehört, die Erklärungen der Experten waren sehr spannend, aber diese Frage wird wohl immer offen bleiben.“