Gletscherschmelze nicht mehr aufzuhalten

Über ein Drittel des weltweiten Gletschereises ist unrettbar verloren. Das haben Forscher der Universitäten Innsbruck und Bremen in einer Studie gezeigt. Auch wenn keine Treibhausgase mehr ausgestoßen würden, würden die Gletscher weiterschmelzen.

Der Grund für das weitere Abschmelzen der Gletscher trotz eingefrorener CO2-Emissionen liegt in der langsamen Reaktion auf Klimaänderungen. In den Alpen würde es dann noch Jahrzehnte dauern, bis die Gletscher einen Gleichgewichtszustand erreichen, erklärt Fabien Maussion vom Institut für Atmosphären- und Kryosphärenwissenschaften der Universität Innsbruck. Bei großen Gletschern etwa im Himalaya könnten es bis dahin noch 300 bis 400 Jahre sein. Diese Annahmen beziehen sich wie gesagt auf den Fall, dass der CO2-Gehalt in der Erdatmosphäre ab sofort nicht mehr ansteigt.

Weißkugel mit Hintereisferner

Institut für Atmosphären- und Kryosphärenwissenschaften, Universität Innsbruck

Die Weißkugel mit dem Hintereisferner in den Ötztaler Alpen. Die beiden oberen im Bild von rechts kommenden Seitengletscher waren vor ein paar Jahren noch in Verbindung mit dem Hintereisferner.

Klimaschutzabkommen

Im „Paris Agreement“ haben sich 195 Mitgliedsstaaten der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen auf die Begrenzung des Anstiegs der globalen Durchschnittstemperatur auf deutlich unter zwei Grad Celsius, wenn möglich auf 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau geeinigt.

Für den Zeitraum der nächsten 100 Jahre spielt es für die Gletscher praktisch keine Rolle mehr, ob die Erderwärmung noch auf zwei Grad oder 1,5 Grad begrenzt werden kann. „Gut ein Drittel des heute noch vorhandenen Gletschereises ist auch mit den ambitioniertesten Maßnahmen bereits nicht mehr zu retten“, sagt der Klimaforscher Ben Marzeion von der Universität Bremen. Längerfristig macht es aber einen Unterschied, ob zwei Grad oder 1,5 Grad erreicht werden. Marzeion rechnet vor, dass jedes Kilogramm CO2, das wir heute ausstoßen, langfristig 15 Kilogramm Gletscherschmelze verursachen wird. Umgerechnet auf ein 2016 neu zugelassenes Durchschnittsauto bedeute das, dass alle 500 Meter Autofahrt ein Kilogramm Gletschereis verloren geht.

Sulzenauferner

Hermann Hammer

Auch im Stubai sind die Gletscher stark auf dem Rückzug - wie hier der Sulzenauferner unter dem Zuckerhütl

Die schmelzenden Gletscher verursachen auch einen Meeresspiegelanstieg. Wenn gut ein Drittel des Gletschereises abschmilzt, wird der Meeresspiegel um elf bis zwölf Zentimeter ansteigen. Die Studie berücksichtigte weltweit alle Gletscher, ausgeklammert wurden die riesigen Eisschilde Grönlands und der Antarktis. Welche Auswirkungen die Erwärmung auf die Tiroler Gletscher hat, zeigt die Studie nicht auf. Maussion verweist aber auf andere Studien, die zeigen, dass die Gletscher in den Alpen überdurchschnittlich stark betroffen sein werden.

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