Südtirol: Streit über Grenze für Gästebetten

4.000 neue Gästebetten sind 2017 in Südtirol entstanden. Die Grünen fordern jetzt ein Ende des touristischen Baubooms. Der Landeshauptmann verteidigt das neue Raumordnungsgesetz, auch dieses setze auf Qualität statt Quantität.

In den letzten zehn Jahren sind die touristischen Nächtigungen in Südtirol von 27 auf 32 Millionen angestiegen. Miteinher ging der Ausbau oder die Neuerrichtung von Hotels, vor allem von großen Anlagen. Für die Grünen des Landes erzeugt dieses Wachstum einen enormen Druck auf die Natur. Denn durch den Boom der Hotelbauten werde das Landschaftsbild verändert. Die Vorteile für die Wirtschaft könnten die Nachteile für die Bevölkerung durch Verkehr und Umweltbelastung nicht mehr wettmachen.

Baukräne

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An manchen Hotelbaustellen sind gleich mehrere Kräne im Einsatz

Derzeit wird in Südtirol gebaut, was das Zeug hält. In Eppan nahe Bozen etwa wird das Raumvolumen eines Hotels gleich verdoppelt. Aus 17.000 Kubikmetern werden 33.000. Das entspricht dem Volumen von 35 Bauernhöfen.

Südtirol bei Bettendichte vor Tirol und Vorarlberg

Was die Anzahl der Nächtigungen betrifft, kann Südtirol zwar nicht mit dem Bundesland Tirol mithalten. Dort werden rund 47 Millionen Nächtigungen jährlich gezählt, rund 15 Millionen mehr als in Südtirol. Hotelbetten gibt es südlich des Brenners aber mehr. Auch Vorarlberg, Salzburg und das Trentino haben eine niedrigere Bettendichte als Südtirol.

Grafik Gästebetten Südtirol, Entwicklung seit 1997

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Südtirol hat eine hohe Dichte an Gästebetten

Mit 223.000 Betten im Land seien die Grenzen des touristischen Wachstums längst erreicht worden, warnen die Grünen. Sie fordern, dass im neuen Raumordnungsgesetz die derzeit geltende Gesamtbettenanzahl von 229.000 Betten beibehalten wird, die bei der Einführung des Gesetzes 1997 ein weit in der Ferne liegendes Limit schien.

Statistik Bettenverteilung pro Quadratkilometer Südtirol Vergleich mit anderen Tourismusgegenden

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Die Zahl der Gästebetten ist seit 1997 fast bis zur Obergrenze gestiegen

Gesetz ohne Bettenobergrenze geplant

Das neue Gesetz für Raumordnung wird in diesem Frühjahr vom Südtiroler Landtag verabschiedet werden. Zu einem Bettenstopp wird dieses nicht führen. Landeshauptmann Kompatscher verteidigt das Gesetz: Südtirol werde künftig vermehrt auf Nachhaltigkeit setzen.

Hotelzimmer mit Doppelbett

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223.000 Gästebetten gibt es in Südtirol

Kompatscher erklärt: „Wir setzen nicht auf eine mathematische Obergrenze, aber wir setzen neue Rahmenrichtlinien für Neubauten. Neue Hotels in der grünen Landschaft wird es in touristischen Gemeinden gar nicht mehr geben.“ Außerdem verteidigt er größere Hotels, die den Grünen ein Dorn im Auge sind.