Mehr Kokain im Innsbrucker Abwasser

Der Konsum von Kokain ist in Innsbruck offensichtlich am Steigen. Das zeigen Analysen des städtischen Abwassers. Es lassen sich auch Rückschlüsse auf Gewohnheiten der Drogenkonsumenten ziehen.

Vom März 2016 bis zum Jänner 2018 zogen die Wissenschafter der Innsbrucker Gerichtsmedizin an 150 Tagen Proben aus dem Innsbrucker Abwasser. Ausgewertet wurden sie am forensisch-toxikologischen Forschungslabor an der Gerichtsmedizin der Medizinischen Universität Innsbruck. Kokain stellte den größten Teil der gefundenen Drogenspuren dar, gefolgt von der Partydroge MDMA und Methamphetamin.

Reineres Kokain am Markt

Mit der steigenden Kokainmenge im Innsbrucker Abwasser liegt Tirol im europäischen Trend. Es dürfte nicht nur mehr, sondern auch reineres Kokain am Markt sein. Das zeigen auch die Auswertungen von 190 Kokainproben, die in den letzten drei Jahren an der Innsbrucker Gerichtsmedizin gemacht wurden. Der Leiter der Innsbrucker Gerichtsmedizin Richard Scheithauer verweist auch auf eine stark steigende Kokainproduktion in Kolumbien.

Michael Willis und Herbert Oberacher

MUI/D.Heidegger

Laborleiter Herbert Oberacher (re.)und Michael Willis, Leiter des Vorarlberger Kompetenz- und Behandlungszentrums für Suchterkrankungen Maria Ebene.

Bei Amphetamin, MDMA und Methamphetamin zeigen die Untersuchungen einen stabilen Verlauf. Auffällig ist aber, dass die Partydroge MDMA (eine häufige Wirksubstanz in Ecstasy) vor allem an Wochenenden und Feiertagen konsumiert wird. Amphetamin und Kokain würden hingegen auch unter der Woche konsumiert, teilweise weil die Konsumenten abhängig sind und teilweise wegen einer leistungssteigernden Wirkung im Berufsleben, sagt der Suchtexperte Michael Willis.

Innsbruck bei Drogen im hinteren Mittelfeld

Der Leiter des Forschungslabors Herbert Oberacher sieht in der Abwasseranalyse ein Instrument, mit dem sich einfach und schnell Trends am Drogenmarkt erkennen lassen, was auch politischen Entscheidungsträgern als Grundlage für Maßnahmen in der Drogenpolitik dienen könne. Derzeit ist Innsbruck die einzige Stadt Österreichs, in der das Abwasser systematisch auf Drogen hin untersucht wird. Was die Menge der gefunden Drogen anbelangt, liegt Innsbruck im hinteren europäischen Mittelfeld. Die Rangliste der 56 untersuchten Städte wird zum wiederholten Mal von Antwerpen, Zürich und Barcelona angeführt.

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