Wollige Schönheiten in Imst gekürt

Eine tierische Miss- und Misterwahl dürfen Besucher derzeit bei der bisher größten Bundes- und Landesschau des Tiroler Schafzuchtverbandes erleben. Dabei können neben einheimischen Rassen auch wahre Raritäten bestaunt werden.

Im Agrarzentrum West wurde gekämmt, geputzt und gestriegelt was das Zeug hält. Anlässlich des 80-jährigen Jubiläums des Tiroler Schafzuchtverbandes haben über 1.000 Tiere mit ihren Züchtern den Weg in die Schauhalle gefunden. Im Vorraum wartete man gespannt auf den jeweiligen Auftritt, denn die Konkurrenz ist groß.

Neben einheimischen wolligen Schönheiten gibt es erstmals auch gefährdete Raritäten zu bestaunen, darunter Jura- oder Suffolk-Schafe, Montafoner Steinschafe, kugelscheckige Bergschafe, die Île de France Rasse oder aber flauschige Walliser Schwarznasen.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Wollige Raritäten

Josef Krall schwärmt über die Eigenschaften seiner Walliser Schwarznasen - eine besondere Rasse aus der Schweiz.

Auf viele verschiedene Schafrassen zu setzen, ist beim Schafzuchtverband bewusste Strategie: „Auf diese Weise haben wir auch bei Seuchen oder veränderter Nachfrage einen riesigen genetischen Pool an Rassen – wie bei einer Arche Noah – wo kein Merkmal verloren geht," sagt der Geschäftsführer des Tiroler Schafzuchtverbandes Johannes Fitsch.

Schafe für die Kriegsfront

Den Großteil machen allerdings nach wie vor die traditionell weißen Tiroler Bergschafe aus. Tatsächlich waren sie der Grund, weshalb sich die Schafzüchter in Tirol 1938 zu einem Verband zusammen schlossen. Damals waren nur weiße Tiere erlaubt und boten in Zeiten des Zweiten Weltkrieges eine wichtige Nähr- und Rohstoffquelle.

Millionen Soldaten mussten plötzlich mit Wolluniformen ausgestattet werden, erzählt Fitsch. Zudem habe man die Fleischversorgung sichern wollen. Aus diesem Grund wurde die Schafzucht sehr gefördert. Nach dem Krieg kamen jedoch die Kunststofffasern auf den Markt und „haben der Schafzucht fast das Genick gebrochen“, weiß Fitsch. Der Bestand erhielt einen herben Dämpfer.

Tierische Miss-Wahl

Bei der bisher größten Schaftzucht-Bundesschau im Agrar-Zentrum West in Imst stolzierten hunderte flauschige Models über den Laufsteg.

Herausforderungen am Markt

Mittlerweile gibt es wieder 350.000 Schafe in Österreich, 75.000 davon in Tirol. Kein Vergleich zu China mit seinen Milliarden Schafen, wie Fitsch zugibt. Tatsächlich sei die größte Herausforderung der Import von Billig-Lammfleisch und in Tirol auch die mögliche Wiederansiedelung von Wölfen. Dennoch ist der Bestand stabil, auch durch den Wunsch nach Produktion von Milch, Wolle und Fleisch. Die Qualität muss aber für eine erfolgreiche Vermarktung stimmen, sagte Fitsch: „Die Marktchancen sind nicht schlecht, es muss sich allerdings jeder klar sein, dass das mit einer Kuscheltierhaltung nichts zu tun hat.“

Wollprodukte

ORF

Wollbekleidung und Schaffleisch im Trend

Gerettet hat die Schafzucht letztendlich aber doch eine allgemeine Rückbesinnung auf Naturprodukte. Schaf sei wieder in aller Munde, nicht nur was die Kulinarik betrifft, sondern auch die Bekleidung, weiß Fitsch. Nachdem vor allem die Bergrettung die guten Eigenschaften von echt-wollener Kleidung für sich entdeckt hat – Stichwort: Wassersaugfähigkeit, Wärme, Leichtigkeit – füllen jetzt auch große Sportfirmen ihre Anoraks zunehmend mit Tiroler Wolle. Von den vielen Produkten und Zubereitungsmöglichkeiten rund ums Schaf können sich auch die Besucher der Schaf-Schau dieses Wochenende überzeugen.

Schaf

ORF

Harte Richter im Ring

Die beste Wolle kommt aber nur von den besten Schafen und diese werden bei der Schau von argusäugigen Preisrichtern ermittelt. Alles was Wolle und Rasse hatte, wurde im Wertungsring auf diverse Kriterien untersucht, darunter Kopfform, Gebiss-Güte, Fellkonsistenz, Körperproportionen oder Beinstellung. Wer überzeugen konnte, durfte sich anschließend über eine Plakette freuen. Unter den Gewinnern war auch der Ex-Rodelweltmeister und Anwalt Andreas Ruetz mit seinem Widder. Er sei als Hobbyzüchter in die Fußstapfen seiner Familie getreten und freue sich nun über den verdienten Sieg.

Julia Ecker, Brita Bauer