Südtiroler forschen an Gentechnik im Weinbau

Stärkere Reben, die weniger Pflanzenschutzmittel brauchen: Gentechnik könnte das möglich machen, indem sie fremde Gene in Pflanzen transferiert. In Südtirol wird Grundlagenforschung betrieben, Biobauern sind skeptisch.

Genforschung hat in Europa oft einen schlechten Ruf. Das Versuchszentrum Laimburg im Südtiroler Unterland ist hingegen aufgeschlossen. In den dortigen Labors wird Grundlagenforschung betrieben, die im Dienst einer nachhaltigeren Landwirtschaft stehen soll. Direktor Michael Oberhuber erklärt: „Wir Wissenschaftler finden, dass nicht eine Technologie an und für sich beurteilt werden soll, sondern ihre Anwendung. Hier muss man schon sehen, dass diese Technologien angewandt werden können, um Pflanzen besser zu machen.“

Ein Labormitarbeiter pipettiert Rotwein aus einer Flasche in einen Behälter, daneben verschiedene Proben

ORF

Genetische Grundlagenforschung im Forschungszentrum Laimburg

Vernatsch durch fremde Gene stärken

So könnten etwa autochthone Weinsorten wie der Vernatsch durch fremde Gene gestärkt werden, mittels der Cis-Gentechnik. Nach entsprechender Forschungsarbeit könnte ein Resistenzgen einer Wildsorte in existierende Sorten wie den Vernatsch oder den Chardonnay übertragen werden, ohne dabei deren andere Eigenschaften zu verändern, erklärt Laimburg-Direktor Oberhuber. Die Idee dahinter ist, die Pflanzen zu stärken und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren. Die EU prüft noch, ob diese Technik zugelassen wird.

Gentechnik: Gefahr oder Chance?

Bedenken äußern indes die Verbände des ökologischen Landbaus. Sie setzen auf natürliche Regelkreisläufe. Bei Bioprodukten ist der Einsatz jeglicher Form von Gentechnik verboten. Reinhard Verdorfer, Agronom vom Verband Bioland, erklärt seine Skepsis: „Bei der Gentechnik gibt es oft Schwierigkeiten bei der Rückverfolgung. Es werden Veränderungen innerhalb einer Art vorgenommen und oft ist im Nachhinein gar nicht mehr nachvollziehbar, ob bei einem Produkt mit gentechnischen Methoden gearbeitet wurde oder nicht.“

Weinglas mit Rotwein

ORF

Vernatsch könnte durch Gentechnik gestärkt werden - aber vielleicht auch unwiederbringlich verändert.

Durch einen technischen Eingriff in das Erbgut beispielsweise einer Rebsorte könnte ihre Ursprünglichkeit unwiederbringlich verändert werden, befürchten die Bio-Verbände. Dass durch die Veränderung des DNA-Strangs einer Pflanze Gutes bewirkt werden kann, wollen die Experten der Laimburg beweisen. Allerdings wird es dafür noch Jahrzehnte brauchen.