Linkes Urgestein Gregor Gysi in Bruneck

Gregor Gysi, der Vorsitzende der europäischen Linken, hat in Bruneck in Südtirol seine Autobiographie vorgestellt. Darin berichtet der 70-jährige Politiker von mehreren Leben: als Anwalt, als Abgeordneter und als Bürger der Bundesrepublik.

Am Anfang war Gregor Gysi Rechtsanwalt in der DDR: „Ich habe Diebe, Betrüger, Mörder verteidigt. Ich habe Ehescheidungen und viele Zivilsachen gemacht. Und die politischen Strafsachen machten weniger als fünf Prozent aus - aber sie waren bedeutend.“

Gregor Gysi in den 1980er Jahren

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SED-Vorsitzender Gregor Gysi rechnet mit der DDR ab

Begnadeter Rhetoriker im Gespräch

Im Gespräch mit dem ehemaligen ORF-Journalisten Lorenz Gallmetzer gibt sich Gregor Gysi gewohnt witzig und schlagfertig. Im restlos ausverkauften Stadttheater zeigt er sich zunächst überrascht, Südtirol sei wohl politisch weiter links als gedacht.

Gregor Gysi im Gespräch

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Vor knapp 30 Jahren ist der damalige PDS-SED Vorsitzende durch seine unmissverständliche Abrechnung mit der DDR-Diktatur bekannt geworden. Nach der Wiedervereinigung begann für den aufstrebenden Politiker eine schwierige Zeit als Bürger der BRD.

Gregor Gysis Autobiographie

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Ein Leben ist zu wenig: Die Autobiographie

Das Buch von Gregor Gysi ist im 2017 im Aufbau Verlag erschienen.

„Die breite Mehrheit der politischen Klasse und auch der Journalistinnen und Journalisten lehnte mich zutiefst ab. Das ist sehr schwierig, da ich mich ja nicht so negativ sah wie die anderen. Da nur einer Recht haben konnte, kämpfte ich eben um Akzeptanz“, so Gysi.

„Der Bundestag wird verbeamtet“

Mittlerweile klagt der ehemalige Fraktionsvorsitzende der Linken über eine grassierende Humor- und Fantasielosigkeit in der politischen Landschaft Europas. Das führt er unter anderem darauf zurück, dass sich erfolgreiche Unternehmer oder Anwälte kaum in ein befristetes politisches Abenteuer stürzen wollen.

Gregor Gysi in Bruneck

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„Man wird für vier Jahre gewählt und verliert dann womöglich sein Mandat. Daher kandidieren heute überwiegend Beamtinnen und Beamte, die ja einen gesetzlicher Anspruch haben, anschließend im selben Job weiter beschäftigt zu werden“, so Gysi.