Mord an „Spatzen“-Manager wieder aufgerollt

Vor 20 Jahren, im März 1998, wurde Karlheinz Gross, Manager der „Kastelruther Spatzen“ in Magdeburg ermordet. Noch immer hat der Täter keinen Namen und die Familie Gross keine Gewissheit. Jetzt werden die Ermittlungsakten wieder geöffnet.

Er war damals 39 Jahre alt und mit den „Spatzen“ auf Tour im Osten Deutschlands: Karlheinz Gross, Manager der volkstümlichen Musikergruppe und Bruder des Spatzen-Keyboarders Albin Gross. Am Abend des 6. März 1998 wurde er mit schweren Kopfverletzungen in einem abgelegenen Industriegebiet gefunden. Trotz einer Notoperation konnte sein Leben nicht gerettet werden. Karlheinz Gross, Vater von vier damals kleinen Kindern, starb kurze Zeit später im Krankenhaus.

Tatort

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Tödlich verletzt in Magdeburger Industriegebiet aufgefunden

Schock in der Schlagerszene

Die Schlagerwelt war zutiefst erschüttert. Die Täter wurden niemals gefunden. Die Sonderkommission „Spatzen“ ging zwar hunderten von Hinweisen nach, vernahm Zeugen und rief die Bevölkerung zur Mithilfe auf, doch es ergab sich nie eine konkrete Spur.

Bruder Albin Gross und die gesamte Familie aber auch die Bandmitglieder haben die Hoffnung niemals aufgegeben, dass der oder die Täter doch ausgeforscht werden könnten. Sie hatten sogar Privat-Ermittler eingeschaltet, um den Fall zu lösen. Denn die offizielle Soko „Spatzen“ war aufgrund fehlender Spuren einige Jahre nach der Bluttat aufgelöst worden.

Rier und Gross

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Hoffnung bliebt: Norbert Rier und Albin Gross von den „Spatzen“

Mordfall bei „Aktenzeichen xy... ungelöst“

Nun werden die Akten erneut geöffnet. Der Mordfall wird von Rudi Cerne und seinem Team bei der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ aufgegriffen. Dank neuer Ermittlungsmethoden und eines Millionenpublikums erhoffen sich die Angehörigen von Karlheinz Gross und seine Freunde von den „Spatzen“ neue Erkenntnisse über den Tod.

Albin Gross erklärte gegenüber dem ORF: „Es sind immer noch viele Fragen offen. Gerade an den Jahrestagen und bei Familienfeiern denken wir zurück, was passiert sein könnte. Die Ungewissheit darüber setzt uns noch immer zu“.

Albin Gross

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Albin Gross: „Zu viele Fragen offen.“

Schon vor Jahren hatten die Familie und die Band 50.000 Euro als Belohnung ausgesetzt, sollten Hinweise zur Ergreifung des oder der Täter führen. Diese Belohnung gelte noch immer, bekräftigt Albin Gross.

Auch Norbert Rier, Chef der „Kastelruther Spatzen“ liegt sehr viel an der Aufklärung des Falles. „Es wäre für uns und die Familie beruhigend zu wissen, was passiert ist und wer dahinter steckt“, sagt Rier in einem ORF-Interview. „Die Kastelruther Spatzen versuchen den Menschen, eine heile WQelt zu vermitteln und plötzlich ist man selbst in einer so brutalen Situation“, so Rier. Das sei damals schwer zu verkraften gewesen.

Norbert Rier

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Norbert Rier: „Der Freund fehlt.“

Wegen defekten Tourbusses in der Stadt geblieben

Die Volksmusikgruppe hatte am Abend vor Gross’ Todestag ein Konzert in Magdeburg gegeben. Gross war danach allein in der Stadt zurückgeblieben, um die Reparatur eines Tourbusses abzuwarten. Am späten Nachmittag des 6. März 1998 verließ Gross nach Zeugenaussagen die Autowerkstatt. Stunden später wurde er mit schwersten Verletzungen an Kopf und Oberkörper auf der Zufahrtsstraße eines etwa drei Kilometer entfernten Betriebsgeländes gefunden.

Tatort

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März 1998: Die Angehörigen fassungslos am Tatort

Vermutlich von Fahrzeug angefahren

Mangels unmittelbarer Augenzeugen untersuchten Rechtsmediziner und Sachverständige in mehreren Gutachten die Art der Verletzungen und die gefundenen Spuren. Ein Raubmord wird für unwahrscheinlich gehalten, da das Opfer rund 7000 D-Mark in bar bei sich trug. Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft gilt als wahrscheinlichste Theorie, dass Gross zunächst von einem größeren Fahrzeug angefahren und schwer verletzt wurde. Danach sei er mit einem stumpfen Gegenstand auf den Kopf geschlagen und dann zu der Lagerhalle transportiert worden.

Der Fundort des Schwerverletzten war nicht der Tatort. Soviel steht fest. Von der Wiederaufnahme des Falles in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen xy... ungelöst“ erhoffen sich die Hinterbliebenen neue Erkenntnisse. In diesem Fall würden die Ermittlungen der Polizei auch wieder aufgenommen werden.