Arbeiten mit Behinderung: Wenig Angebote

In Südtirol bemängeln die Invalidengruppen, dass die Eingliederung von Menschen mit Beeinträchtigung in die Arbeitswelt besser sein könnte. Die Kritik kam, obwohl das Land erst im vergangenen Sommer Neuerungen erlassen hatte.

Jahrelang hat der Brixner Andreas Gruber gekämpft, eine Arbeit zu finden. Der 46-jährige Südtiroler ist seit der Mittelschule invalid. Nach einer Verletzung beim Turnunterricht verlor er ein Auge und hat kognitive Einschränkungen. Einen festen Arbeitsplatz zu finden, war für ihn lange unmöglich. „Ich bin überall hingerannt, aber es hat nirgends funktioniert, viele Chefs haben meine Situation nicht verstanden“, erinnert er sich.

Beim Teig kneten

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Andreas Gruber in der Backstube, hier fühlt er sich wohl

Die hart erkämpfte Chance hat Andreas Gruber vor eineinhalb Jahren bekommen. Seitdem ist er Mitarbeiter in einer Backstube in Brixen. Der Betrieb hat fast 50 Angestellte, vier davon sind beeinträchtigt. „Natürlich braucht es manchmal etwas mehr Geduld als bei den anderen Angestellten, aber es lohnt sich. Jeder Mitarbeiter mit Beeinträchtigung ist eine Bereicherung für den Betrieb, wir lernen alle voneinander“, sagt Chefbäcker Helmut Profanter.

Hemmschwelle bei Betrieben

Die Erfahrungen, die Andreas Gruber gemacht hat, sind für Südtirols Invalidengruppen nichts Neues. Es gibt zwar in Südtirol die Verpflichtung, dass Betriebe mit über 15 Arbeitnehmern einen Menschen mit Beeinträchtigung einstellen müssen, viele zahlen aber lieber Strafe, als der Aufforderung nachzukommen, beobachten die Sozialdienste. Stichprobenkontrollen sind vom Land zwar vorgesehen, werden aber oft nicht durchgeführt, bemängeln die Invalidenvertreter.

Arbeit in der Backstube

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Nach einem Praktikum hat Andreas Gruber jetzt einen festen Arbeitsplatz

Beiträge als Anreiz

Wenn ein Unternehmen eine Arbeitskraft mit Behinderung einstellt, gibt es Beiträge vom Land. Im Juli 2017 wurde die Förderung von acht auf 25 Jahre erhöht. Neu ist auch, dass der Beitrag auf den Lohn des Arbeitnehmers berechnet wird. Je nach Grad der Behinderung wird die Förderung von zehn bis 30 Prozent des Bruttolohns festgesetzt. Insgesamt hat das Land Südtirol über zwei Millionen Euro für eine verbesserte Arbeitsintegration für Menschen mit Beeinträchtigung bereitgestellt. Diese hoffen, dass die Initiativen bald auch Wirkung zeigen.

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