Trailrunning: Der Spaß an der Qual

Der Südtiroler Daniel Jung zählt zu den Top 15 der Ultratrailrunner weltweit. Dabei betreibt er den Extremsport erst seit drei Jahren. Der Geländelauf, der länger als ein Marathon ist, verlangt dem Naturnser alles ab.

Von Hongkong bis Kapstadt: Daniel Jung hat 2017 an elf Ultratrailläufen teilgenommen. Das härteste Rennen war der „Südtirol Ultraskyrace“ mit 121 km und über 7.554 Höhenmetern. Daniel hat das Rennen nach 18,5 Stunden gewonnen. „Technisch ist dieser Lauf von der Latzfonser-Kreuz-Hütte bis zur Meraner Hütte extrem anspruchsvoll“, so Jung. Flache Strecken mag der 34-Jährige nicht. Er liebt Läufe in den Bergen, je technischer, desto besser. „Einen Ultratrailrun überstehst du nur, wenn du richtig viel Spaß am Laufen hast. Für mich ist eine Laufveranstaltung purer Genuss“, so Jung.

Ultratrailrunner Daniel Jung beim Laufen

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An guten Trainingstagen läuft Jung auch schon mal acht Stunden

Jung war acht Jahre lang sehr erfolgreich in der Mountainbike-Szene aktiv, vor drei Jahren hat er mit dem Trailrunning begonnen und ist seitdem der Shootingstar der Szene. Aufgrund seiner vielen Podestplätze hat er Sponsoren gefunden und wird 2018 erstmals mit den Ultratrailläufen Geld verdienen. Trotzdem wird der 34-Jährige noch ab und zu seinem Beruf als Saunameister nachgehen. „Wenn man bei 90 Grad auch noch Bewegung macht, hat man das beste Intervalltraining“, lacht Jung. Saunieren, Pilates und Atemübungen sind für ihn genauso wichtig wie das Lauftraining selbst. „Ich gönne meinem Körper viel Regeneration.“

Ultratrailrunner Daniel Jung als Saunameister

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Aufgüsse sind für Jung Vorbereitung für heiße Wettkampftage

Trainieren nach Lust und Laune

Erstaunlich ist, dass viele von Jungs Kollegen weitaus mehr trainieren als er. „Ich habe keinen wirklichen Trainingsplan. Ich trainiere immer so, wie es zeitlich passt und wie ich mich gerade fühle. Es kann auch mal passieren, dass ich nach fünf Minuten umdrehe und wieder heimlaufe, weil ich gerade keine Lust habe.“ Jung legt keinen Wert auf eine besondere Ausrüstung oder sportmedizinische Unterstützung. Sein größtes Plus ist die mentale Stärke. „Als Trailrunner musst du einen freien Kopf haben. Tiefs während eines Bewerbs sind normal, aber es ist notwendig, immer in der Komfortzone zu bleiben, um den Lauf zu überstehen.“

Kein Ende in Sicht

Wenn ein Marathonläufer ins Ziel kommt, geht es für einen Ultratrailläufer erst so richtig los. Nach oben hin sind keine Grenzen gesetzt. Es gibt sogar Läufe mit 500 Kilometern. Trotz der enormen Anstrengung: Für Jung ist Trailrunning eine der saubersten Sportarten. „Zum Dopen braucht es gewisse finanzielle Mittel, die gibt es beim Ultratraillauf nicht. In unserem Sport gewinnt man nichts, wofür sollte man dann dopen? Ich könnte mich dann in jedem Fall nicht mehr im Spiegel anschauen“, erklärt Jung. Am 14. Januar wird Jung am Gardasee den ersten Ultratrailrun der Saison absolvieren. Der Vinschgauer hofft, dass er auch weiterhin einen Lauf hat.

Denise Neher, tirol.ORF.at