Indizienprozess nach tödlichem Autoverkauf

Am Landesgericht Innsbruck hat Donnerstagvormittag der Mordprozess gegen einen 42-jährigen Italiener begonnen. Ihm wird vorgeworfen, einen 47-jährigen Mann in Thaur im Zuge eines Autokaufs ermordert und dessen Autos geraubt zu haben.

Der Angeklagte sagte am Donnerstag vor Gericht, er sehe sich als Opfer einer Intrige und schilderte seine Version der Geschehnisse vom 14. Februar 2017. Demnach sei ein in Tirol lebender Bekannter für den Tod des Mannes verantwortlich. Er selbst sei mit dem Opfer befreundet gewesen, habe am Abend mit ihm gegessen, den Kauf von zwei Autos abgewickelt und sei dann in seine Unterkunft in Baumkirchen gefahren - mit einem der gekauften Autos. Seinen Audi habe er als Pfand beim späteren Opfer stehen lassen, weil er nicht genügend Bargeld dabei gehabt habe, so der Angeklagte.

Gerichtsprozess im Mordfall Thaur

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Der Angeklagte beim Prozess im Schwurgerichtssaal

War genügend Zeit für den Mord?

In seinem Plädoyer appellierte Anwalt Markus Altenweisel an die Geschworenen, sich vor allem auf die Aussagen jenes Zeugen zu konzentrieren, der laut dem Angeklagten für den Mord verantwortlich sei. Er selbst habe nämlich - und das ergaben auch die Ermittlungen - kurz nach 20.30 Uhr das Haus des späteren Opfers verlassen und sei gegen 21.00 Uhr in seiner Unterkunft in Baumkirchen gewesen. Kurz vor 21.30 hat das Opfer und auch der Angeklagte noch mit der Ehehfrau, die mit den Kindern bei der Mutter in Niederösterreich war, telefoniert.

Laut Anwalt sei es für seinen Mandanten schwer möglich gewesen, in rund zwanzig Minuten den Mord zu verüben, die Leiche zu fesseln und im Kofferraum des Autos zu verstauen und dann noch die falschen Spuren in den Wohnräumen zu legen. Der Angeklagte betonte, dass sein Bekannter den Mord verübt habe. Dieser sei noch in der Nacht bei ihm in Baumkirchen aufgetaucht und habe ihm gesagt, es sei was Schlimmes passiert, er solle seinen Audi in Thaur holen und das Land verlassen. Im Audi habe er dann die Leiche entdeckt, sei in Panik geraten und habe deshalb nicht die Polizei verständigt.

Angeklagter war schon acht Jahre in Haft

Dem Angeklagten traut man rein vom äußerlichen Erscheinungsbild kaum zu, dass er bereits über acht Jahre im Gefängnis saß. Zuletzt bis 2016, weil er im Zuge eines Autokaufs zwei Kunden mit Schlafmitteln betäubt und diese dann ausgeraubt hatte. Im Zuge der Befragung durch den Richter wusste der Angeklagte auf viele Fragen zu antworten, bei einigen verstrickte er sich allerdings in Widersprüche. Beispielsweise konnte er nicht erklären, wie sein Fingerabdruck auf ein Klebeband kam, das sich an der Leiche befand.

Gerichtsprozess im Mordfall Thaur

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Großer Medienandrang vor dem Gerichtssaal

Laut Staatsanwaltschaft hat der Italiener das Opfer mit Schlafmitteln betäubt und stranguliert. Die Leiche soll er in den Kofferraum seines eigenen Wagens gepackt haben und nach Baumkirchen gefahren sein, wo er in einem Gasthaus eingemietet war. Danach holte er hintereinander die beiden Autos seines Opfers ab, eines verkaufte er in Como (Italien) an einen Autohändler, mit dem anderen flüchtete er nach Frankreich. Als er schon im Begriff war, mit einer Fähre von Marseille nach Tunis zu übersetzen, klickten die Handschellen - mehr dazu in Mordverdächtiger in Frankreich festgenommen.

Hinterhof der "Bahnhofsreste" Baumkirchen; Fundort der Leiche

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Hier in Baumkirchen soll der Italiener das Auto mit der Leiche abgestellt haben.

Jener Mann, den der Angeklagte für den Täter hält, und eine Frau, die er zuvor beauftragt hatte, das Auto abzuholen, erwartete in Baumkirchen schon die Polizei. Der Wirtin war nämlich das hinter dem Haus unter einer Plane versteckte Auto aufgefallen - mehr dazu in Leiche im Kofferraum: Verdächtiger flüchtig.

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