Training gegen den Erziehungsstress

Das riesige Angebot an Erziehungsratgebern, Blogs und Workshops kann Eltern auch verunsichern. Viele wissen nicht, was für ihr Kind richtig ist. Für sie bietet der Katholische Familienverband Südtirol Elterntrainings an.

Kinder groß zu ziehen ist keine leichte Aufgabe. Ursula Unterweger wünscht sich nur das Beste für ihre Töchter Vivien und Isabel. Manchmal kommt es aber zu Situationen, wo wohl jedes Elternteil nur mehr rot sieht. Bei der jungen Mutter aus Wiesen passiert das, wenn die Töchter laut werden. „Ich halte es schwer aus, wenn sie schreien und wenn sie sich widersetzen. Da komme ich selbst so in Rage, dass ich zornig werde.“

Mutter weist Kind mit Geste darauf hin, ruhig zu sein

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Eltern brauchen in vielen Situationen starke Nerven

Noch nie war Kindererziehung so anspruchsvoll wie heute. Aktuell bekommen Eltern in Südtirol durchschnittlich 1,7 Kinder. In der rückläufigen Geburtenrate erkennen Pädagogen einen Grund, warum die Kleinen heute zunehmend im Mittelpunkt stehen. Die Angst der Eltern etwas falsch zu machen ist groß, viele fühlen sich in der Erziehung orientierungslos.

Direkter Austausch mit Experten gibt Eltern Halt

Dagegen helfen soll ein FamilienTeam-Elternkurs, wie er derzeit unter dem Titel „Die Kunst der Erziehung“ in Wiesen/Pfitsch im Wipptal angeboten wird. Deborah Visintainer, Pädagogin des Katholischen Familienverbandes Südtirol, erklärt, warum ausgerechnet ein weiterer Kurs den Druck von den Familien nehmen soll: „Gerade durch die vielen Ratgeber, vielleicht auch durch viele Dinge, die man sieht und liest, ist man als Mutter oder Vater unsicher. Da sucht man Sicherheit bei Kursen, wo man mit Experten und Referenten direkt in Kontakt kommen kann, die sich tagtäglich mit der Thematik befassen.“

Eltern beim Training im Sesselkreis

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Elterntrainings wie in Wiesen/Pfitsch sollen Mütter und Väter entlasten

Bei Elterntrainings erhalten gestresste Mütter und Väter eine Verschnaufpause. In mehreren Einheiten werden Strategien erlernt, um mit den Kindern besser klarzukommen. Immer sofort nachgeben, nur um Nerven und Energie zu sparen, sei langfristig keine Lösung, weiß Pädagogin Katharina Swoboda. „Wo lege ich Grenzen fest, das ist ein wirklich brisantes Thema für Eltern. Und daraus resultierend: Wie schaffe ich es, nicht in einen Machtkampf mit dem Kind zu kommen. Machtkämpfe sind immer sehr unangenehm, da gibt’s einen Gewinner und einen Verlierer.“ Dafür brauche es eine gute Beziehung zwischen Eltern und Kind. „Wenn die Beziehung nicht wirklich stabil und respektvoll ist, wird das Grenzensetzen ganz schnell zum Konflikt.“

Mutter mit Kindern beim Malen am Tisch

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„Erziehung ist eine Kunst“, ist Mutter Ursula Unterweger überzeugt

„Erziehung ist eine Kunst“

Reden und Zuhören sind die Basis für eine stabile Eltern-Kind-Beziehung. Was banal klingt, gehe im Alltagsstress aber oft verloren, beobachtet Ursula Unterweger. Sie hat ein Elterntraining besucht und kann es nur weiterempfehlen. „Um einen Beruf auszuüben braucht es ja auch eine Ausbildung oder ein Studium. Mama bin ich einfach so geworden, und manchmal stehe ich da und weiß nicht mehr weiter. Ich finde schon, dass Erziehung eine Kunst ist. Da ist die ein oder andere Hilfe absolut willkommen.“

Ein einziges Rezept für Erziehung gibt es nicht. Eltern sollten mehr Vertrauen in sich haben, sagen die Pädagogen. Ursula Unterweger hat gelernt auf ihre innere Stimme zu hören. Und seitdem hören auch Vivien und Isabel wieder mehr auf sie.

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