Missbrauch: Werdenigg trifft Ermittler

Vor rund drei Wochen hat Nicola Werdenigg bezüglich Missbrauchs im Sport den Stein ins Rollen gebracht. Namen hat die Ex-Rennläuferin bisher nicht genannt. Das wird sie wohl am Dienstag bei einem Treffen auf Initiative der Staatsanwaltschaft Innsbruck tun.

Sie sei enorm froh, dass der Termin mit der Staatsanwaltschaft Innsbruck jetzt doch relativ zeitnah stattfinden könne, so Werdenigg im Gespräch mit tirol.ORF.at. Auch damit die Forderung nach Namen von allen möglichen Seiten an sie endlich ein Ende habe. Sie werde jedenfalls alles tun, was im Rahmen der Befragung notwendig sei, so die Tirolerin.

Das Treffen mit der Staatsanwaltschaft beziehungsweise mit Ermittlern des Landeskriminalamts sei an einem geheimen Ort und zu einem für die Medien unbekannten Zeitpunkt, so Werdenigg.

Nicola Werdenigg

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Nicola Werdenigg kam am Montagabend zu einem Interview in den ORF Tirol

Anfeindungen seien für sie kein Problem

Seit sie mit ihren Schilderungen von sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch im Sport ein Tabu gebrochen hat, bekomme sie viele positive Rückmeldungen, aber auch massive Anfeindungen seien an der Tagesordnung, so Werdenigg. Letztere störten sie allerdings nicht, weil sie diesbezüglich sehr gefestigt sei. Zudem sei es auch nicht ihr Ziel, in der Öffentlichkeit zu stehen, sondern vielmehr dass man die Fälle aufklärt und dann Präventionsarbeit geleistet wird.

Aufklärung bedeute für sie konkret, dass die Vorwürfe von einer unabhängigen Stelle untersucht und vor allem dokumentiert werden - um diese einzuordnen, etwa dahingehend, ob sie beispielsweise systemisch sind.

Werdenigg zu Gast in „Tirol Heute“

Nicola Werdenigg nahm im TV-Interview zu aktuellen Entwicklungen und zu ihrem Termin bei der Staatsanwaltschaft Stellung.

Werdenigg verteidigt Skigymnasium Stams

Was die aufgekommenen Vorwürfe des „Pasterns“ im Analbereich betrifft, sei es unfair, dass jetzt diesbezüglich das Skigymnasium Stams das ganze Fett abbekomme, so Werdenigg. Vielmehr sei es so, dass das Pastern in den Nachwuchskadern des ÖSV üblich gewesen sei und so schließlich auch in die Skiinternate gekommen sei. Und nicht nur nach Stams, sondern auch in andere wie etwa in Schladming, so Werdenigg. Sie selbst habe in Stams eine tolle Zeit verbracht und wisse, dass mittlerweile dort ein Buddy-System praktiziert werde, bei dem ältere Schüler jüngere unterstützen.

Übergeordnete Plattform soll vernetzen

Sie sei auch froh darüber, dass sich mittlerweile auch andere Sportverbände - wie etwa der Judoverband - melden und eingestehen, dass in der Vergangenheit nicht alles in Sachen Prävention unternommen worden sei. Das Problem der sexualisierten Gewalt und des Machtmissbrauchs sei sicher nicht nur auf den Skisport zu reduzieren. Es sei weltweit ein Problem in ganz vielen Sportarten. Deshalb sei es ihr Ziel, gemeinsam mit anerkannten Opferschutzorganisationen eine Plattform zu gründen, die europaweit Einrichtungen, vereint und Beratungsstellen miteinander vernetzt.

Erneut bekräftigte Werdenigg in Anspielung an den ÖSV, dass es absolut undenkbar sei, dass eine betroffene Institution selbst eine Opferanlaufstelle beauftragt - mehr dazu in Jüngste Missbrauchsvorwürfe schlagen Wellen. Das müsse immer eine unabhängige Stelle sein, so Werdenigg, die von einem nicht gerade professionellen Umgang des ÖSV in der gesamten Causa spricht.

Stefan Lindner, tirol.ORF.at

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