Neustifter Ex-Heimleiter lebt in Vorarlberg

Der Ex-Heimleiter der Skihauptschule Neustift, gegen den massive Missbrauchsvorwürfe bestehen, lebt nun in Vorarlberg. Gegenüber dem „Standard“ weist er die Vorwürfe vehement zurück. Er sei damals freiwillig gegangen.

Er sei mehr als verwundert über die Anschuldigungen gegen ihn, denn die Vorwürfe stimmten allesamt nicht. „Das sind alles Vorverurteilungen“, sagte der Mann auf Anfrage.

Er spricht von extrem beengten Raum

Wenn man ihm Nähe zu Schülern unterstelle, dann müsse man die damaligen räumlichen Verhältnisse im Neustifter Internat - „da könnte man ewig lang darüber reden“ - kennen: ein altes Bauernhaus, ein einziges Bad mit einem Boiler für 15 Schüler. Die Heimleiterwohnung sei keine Wohnung, sondern nur ein Zimmer gewesen. „Da Nähe interpretieren? Das kann man machen oder auch nicht.“ Auf die Frage, ob er sich Schülern sexuell genähert habe, antwortete der Mann: „Dazu sage ich nichts.“

Als Heimleiter sei er 1976 von sich aus gegangen. „Weil ich nach sieben Jahren Arbeit rund um die Uhr genug hatte. Ich hab mir eine Wohnung in Zirl gekauft und bin dorthin gezogen“, zitiert das Medium den Befragten.

Ex-Heimleiter geht auf konkrete Anschuldigungen ein

Vier Punkte hätte er zu den Schilderungen der Skirennläuferin Nicola Werdenigg, die mit ihrer Aussage den Fall ins Rollen gebracht hat, klarzustellen:

„Erstens: Es hat kein Aufnahmeritual gegeben. Zweitens: Ich habe Schülern nie Alkohol verabreicht. Drittens: Schüler waren nie in meinem Zimmer, um in der Gruppe zu onanieren. Viertens: Es hat keinen Zwang gegeben, weder zum Essen noch zu sonst etwas.“ Vollkommener Nonsens sei die Aussage, er habe im Biologieunterricht gesagt, Mädchen sollten öfter die Wäsche wechseln.

Ex-Schüler berichtet Gegenteiliges

Ein ehemaliger Schüler widersprach dem aber und bestätigte die bisherigen Schilderungen: „Dass sich der Heimleiter an Schülern vergeht, war allgemein bekannt. Es ist überhaupt nicht vorstellbar, dass die Lehrer das nicht wussten. Er wurde gedeckt. Er hat jede Situation genützt, um Kinder zu massieren und unpassend zu berühren. Beim ersten Mal war es schwierig zu deuten. Beim fünften, sechsten Mal konnte man es begreifen. Ich habe es immer vermieden, mit ihm alleine zu sein.“

Ex-Direktor „will in Ruhe gelassen werden“

Im Zusammenhang mit den Missbrauchsvorwürfen in der ehemaligen Skihauptschule Neustift hat sich der ehemalige Direktor der Schule zu Wort gemeldet. Dieser habe schriftlich gegenüber dem jetzigen Direktor der Schule angegeben, von den Vorfällen damals nichts gewusst zu haben, berichtete die „Tiroler Tageszeitung“ in ihrer Onlineausgabe.

Der Mann stand der Schule von 1969 bis 1981 vor. Zudem müsse man laut dem ehemaligen Direktor richtig stellen, dass das Internat in seiner Zeit nichts mit der Schule zu tun gehabt hätte, sagte der jetzige Direktor, Thomas Wirth, der „TT“. Zu den Schilderungen von Betroffenen wollte der ehemalige Direktor nichts sagen. Der Pädagoge gab laut dem Bericht zudem deutlich zu verstehen, dass er in Ruhe gelassen werden möchte.

Übergriffe waren immer wieder Thema

Ein ehemaliger Lehrer wiederum beschreibt die Zustände in Neustift in den 1970er-Jahren als „großes Provisorium“. In der 1969 als Schulversuch gegründeten Einrichtung wurde „alles dem sportlichen Erfolg untergeordnet“. Der Heimleiter sei zu Schulbeginn 1976 plötzlich nicht mehr da gewesen. Dass es gegen den Mann Missbrauchsvorwürfe gegeben habe, sei ihm damals nicht bewusst gewesen, sagte der Lehrer.

Erst nachdem P. 1979 endgültig die Schule verlassen habe, seien derartige Gerüchte aufgekommen. „Doch niemand fühlte sich zuständig, eine Anzeige zu erstatten.“ Er mache sich Gedanken, ob er es nicht hätte sehen müssen. Der Heimleiter, an der Skihauptschule Neustift auch als Lehrer tätig, unterrichtete später an der Pädagogischen Akademie in Feldkirch, wechselte damit vom Landes- in den Bundesdienst.

Prinzipiell sei es nach Missbrauchsfällen bei Bundesschullehrern ausgeschlossen, dass sie in einem anderen Bundesland wieder als Lehrer aufgenommen werden, hieß es auf Anfrage des „Standard“ aus dem Ministerium. Bei Pflichtschullehrern entscheiden die Länder. Das Ministerium hatte bisher keinen Einblick, welche Pflichtschullehrerinnen und -lehrer in welchem Bundesland unterrichten. Mit der Einführung der Bildungsdirektionen ändere sich das.

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