Wo Glyphosat zum Einsatz kommt

Nachdem die EU die Zulassung für das angeblich krebserregende Glyphosat verlängert hat, füllt dieses Unkrautvernichtungsmittel wieder die Schlagzeilen. Zum Einsatz kommt Glyphosat auch bei uns, aber nicht nur in der Landwirtschaft.

Glyphosat hat in der 1970er Jahren die Landwirtschaft revolutioniert. Damals hat der Weltkonzern Monsanto das Patent auf diesen Unkrautvernichter angemeldet. Unter dem Namen Roundup ist es weltweit im Einsatz. Im Jahr 2000 ist das Patent zur Glyphosat-Herstellung gefallen, seitdem produzieren zahlreiche Unternehmen - vor allem in China - Glyphosat. Schätzungen zufolge werden jährlich knapp 900.000 Tonnen Glyphosat hergestellt.

Alles „Grüne“ wird zerstört und stirbt ab

Glyphosat ist eine chemische Verbindung aus der Gruppe der Phosphonate. Es bewirkt bei Pflanzen aller Art, dass, einfach gesagt, alle grünen Teile derselben absterben. Gleichzeitig hat Glyphosat gegenüber anderen Herbiziden den Vorteil, dass es wenig mobil ist - das heißt, es wird vom Boden relativ gut absorbiert und wird dort relativ schnell auch wieder abgebaut. Eine Bedrohung für das Grundwasser ist Glyphosat in der Regel nicht.

Wie sehr es für den Menschen schädlich ist, darüber ist sich die Wissenschaft uneinig. Die Internationale Agentur für Krebsforschung stufte Glyphosat zuletzt als „wahrscheinlich krebserregend“ ein. Andere Organisationen wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erklärten 2016 das Gegenteil.

Glyphosat hat Feldarbeit deutlich vereinfacht

Glyphosat hat den Landwirten die Feldarbeit wesentlich erleichtert, weil Unkraut praktisch nicht mehr händisch bzw. mechanisch beseitigt werden musste. Das bedeutet eine wesentliche Zeitersparnis und auch höhere Erträge. Zum Einsatz kommt Glyphosat beispielsweise beim Mais und Kornanbau. Nahezu gleichzeitig mit der Aussaat wird Glyphosat gespritzt und so sämtliches Unkraut am Wachstum gehindert.

In den 90er Jahren brachte Monsanto gentechnisch verändertes Saatgut auf den Markt, das gegen Glyphosat resistent war. Damit konnte das Pflanzengift auch während des Wachstums gespritzt werden. Dagegen liefen zahlreiche Naturschützer, aber auch viele naturbewusste Landwirte Sturm. Die Auswirkungen von gentechnisch verändertem Saatgut auf die Natur ist vonseiten der Wissenschaft nämlich noch nicht im Ansatz geklärt.

Mit Herbizid frei gehaltene Baumscheiben in Obstbaumplantage

Mnolf auf Wikimedia Commons (Lizenz: CC BY-SA 3.0)

Baumscheiben werden mit Glyphosat unkrautfrei gehalten.

Auch im Obstanbau wird Glyphosat verwendet

Kein Glyphosat bringen Gemüsebauern auf ihren Feldern auf, versicherte der Obmann der Tiroler Gemüsebauern Josef Schirmer. Im Gemüseanbau würden abhängig von der Witterung teilweise andere, teilweise gar keine Herbizide zum Einsatz kommen. Glyphosat werde nur selten dafür verwendet, um Ackerraine unkrautfrei zu halten.

Unkrautfrei müssen in Obstplantagen auch die Baumscheiben sein. Dabei kommt ebenfalls Glyphosat zum Einsatz, erklärte die Obfrau der Obstbauern Regina Norz. Dieses Glyphosat gehe allerdings nicht in die Frucht, betont sie. Zudem müsse jeder Landwirt einen Pflanzenschutzmittelführerschein vorweisen, wenn er Glyphosat verwendet.

Korn

ORF

Glyphosat wird zweckentfremdet dafür eingesetzt, Korn schneller und vor allem gleichmäßig reifen zu lassen.

Milchverarbeiter verschärfen Richtlinien

Während Glyphosat bei korrekter Anwendung kaum bis gar keine Rückstände in Pflanzen oder Früchten hinterlässt, kann das bei missbräuchlicher Verwendung sehr wohl der Fall sein. Beispielsweise kann mit einer Glyphosat-Dusche kurz vor der Ernte die Kornreifung vorangetrieben werden. Das geerntete Korn, kann dann sehr wohl Glyphosat-Rückstände enthalten. Das Korn kommt dann in Form von Mehl oder als Tierfuttermittel in die Nahrungskette.

Aufgrund der aktuellen Diskussion haben jetzt milchverarbeitende Betriebe, wie etwa die Tirol Milch oder auch die Zillertal Milch, reagiert. Man werde die Richtlinien dahingehend verschärfen, dass ein glyphosatfreier Anbau in die Lieferverträge mit den Landwirten aufgenommen wird, hieß es dort am Mittwoch. Gleichzeitig betonte man beispielsweise bei der Tirol Milch gegenüber ORF Tirol, dass schon bisher kein Glyphosat bei den regelmäßigen Kontrollen in der Milch festgestellt werden konnte.

Nicht nur Landwirte sind Glyphosat-Verbraucher

Glyphosat ist im Prinzip allgegenwärtig, denn nicht nur die Landwirtschaft benutzt den Unkrautvernichter. Zahlreiche Gemeinden beispielsweise greifen bei der Pflege der öffentlichen Grünflächen auf Glyphosat zurück - einige allerdings verzichten in Tirol jetzt bewusst darauf - mehr dazu in Einige Gemeinden verzichten auf Glyphosat. Aber auch die ÖBB verwenden für ihr Streckennetz regelmäßig Glyphosat, um die Gleiskörper unkrautfrei zu halten.

Worauf die Vertreter der Landwirtschaft immer wieder hinweisen, ist die Tatsache, dass auch in Tausenden Gärten privater Haushalte Glyphosat zum Einsatz kommt. Für Gartenbesitzer ist dieses im Handel ohne Sachkundenachweis frei zu erwerben und werde oft viel zu hoch dosiert eingesetzt, kritisiert man seitens der Landwirtschaft.

Jetzt nach Alternativen suchen

Für weitere fünf Jahre hat die EU Glyphosat freigegeben, danach wird es wohl verboten werden, glaubt Tirols Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Hechenberger. Deshalb sei es wichtig, früh genug nach Alternativen zu suchen. Ein generelles Glyphosat-Verbot für Österreich schon jetzt würde für einige Landwirte allerdings einen erheblich Wettbewerbsnachteil bringen. Mit seinem hohen Anteil an Biobauern und kleinstrukturierten Bauernschaften ist Tirol diesbezüglich allerdings weniger betroffen als größere Betriebe im Osten Österreichs.

Stefan Lindner, tirol.ORF.at