Ausstellung zeigt „Fake News“ von 1917
Die Realität an der Gebirgsfront im Jahr 1917 war fürchterlich. Die Bilder, die Kriegsmaler im Ersten Weltkrieg vor und hinter der Front malten, zeigen hingegen meist nur eine abgemilderte Fiktion. Damit sollte die Stimmung in der Bevölkerung für den Krieg gehalten werden, erklärt Stefan Demetz vom Stadtmuseum Bozen.
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„Die Stimmung begann schon 1916 zu kippen, da hatten die Kriegsbilder auch die Aufgabe, das Wohlwollen bei den Familienangehörigen der Soldaten aufrecht zu erhalten.“ Einige der Bilder wurden im April 1917 in der damaligen Bozner Elisabethschule ausgestellt.
Verzerrtes Bild vom brutalen Krieg
Die Inhalte der Werke waren sorgfältig gewählt und zeigen bewusst nur ein verzerrtes Bild des Krieges. „Kampfszenen mit zerfetzten Leibern oder Trommelfeuer spielen im Œvre der Kriegsmaler kaum eine Rolle“, so Museumsmitarbeiter Stefan Demetz.
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100 Jahre später werden die Bilder noch einmal in Bozen gezeigt, allerdings unter neuem Vorzeichen. Das Bozner Stadtmuseum zeigt in der Ausstellung „Bozen 1917“ nicht nur die Werke von Schriftstellern und Künstlern im Ersten Weltkrieg, sondern auch ihre Entstehung und ihren Hintergrund.
Stelldichein der bekannten Namen
Die Liste der Maler, die für Propagandazwecke Bilder schufen, liest sich wie ein Who’s who der Kunst:
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Die Ausstellung „Bozen 1917 - Schriftsteller und Künstler im Ersten Weltkrieg“ läuft bis zum 4. Februar im Stadtmuseum Bozen.
Albin Egger-Lienz, Hans Weber-Tyrol und Albert Stolz zählen zu den Malern, die sich für Kriegszwecke einspannen ließen. Und auch die Soldatenzeitung, in der einige der Zeichnungen veröffentlich wurden, leitete 1916 mit Robert Musil ein bekannter Literat.
Diese politische Arbeit an der Front und hinter der Front war eine der Säulen für seine späteren Werke, wie „Der Mann ohne Eigenschaften“, sagt Stefan Demetz. „Viele Artikel in der Soldatenzeitung geben bereits Aufschluss über die Ausrichtung, die in Musil reift und die er später noch stärker ausfeilt.“