Längste Krankenstände durch psychische Leiden

Krankenstände, die auf psychische Leiden zurückzuführen sind, bewirken mittlerweile mit rund 40 Tagen die längsten Ausfallszeiten. Eine Experten-Tagung in Hall beschäftigt sich mit Früherkennung und Vorsorgemöglichkeiten bei Burn-out.

Burn-out bezeichnet eine lange andauernde Stressreaktion, die ihre Quellen hauptsächlich im beruflichen Bereich hat. Die Stressfaktoren nehmen zu, sagt Arbeitspsychologin Barbara Hellweger vom Arbeitsmedizinischen Zentrum in Hall: „Immer mehr Arbeit muss von immer weniger Personal erledigt werden. Flexibilisierung, Arbeitsorganisation, Arbeitsumgebung, Führung – das sind unendliche Themen, die im beruflichen Kontext die Entstehung einer stressbedingten Fehlreaktion begünstigen.“

Reaktion wie in der Steinzeit

Der moderne Mensch reagiert auf diesen Stress genauso wie ein Mensch in der Steinzeit und wird krank. Erste Warnhinweise, die auf ein Burn-out hindeuten, sind laut der Arbeitspsychologin „wenn man sich nicht mehr konzentrieren kann, Dinge vergisst, sich die Gedanken im Kreis drehen, man am Abend nicht mehr abschalten kann, Schlafstörungen, Nervosität, Reizbarkeit, Ängstlichkeit, Aggression, Verspannungen, Migräne, Gehörsturz, Tinnitus – das sind so die Klassiker.“

Arbeitsumfeld muss stimmen

Seit 2013 ist die Überprüfung der psychischen Belastung am Arbeitsplatz gesetzlich vorgeschrieben. Man sammelt gemeinsam mit der Belegschaft Optimierungsvorschläge, die dann auch umzusetzen seien, sagt Hellweger. Erste Präventionsmaßnahme müsse eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen sein, sagt Hellweger. Denn verschiedenste Einzelmaßnahmen betrieblicher Gesundheitsförderung könnten niemals eine Optimierung der Arbeitsbedingungen ersetzen. Die Flexibilisierung der Arbeitszeit kann aber auch positiv gesehen werden, sagt die Arbeitspsychologin. Allerdings nur dann, wenn die Mitarbeiter auch ein Mitspracherecht haben.