Südtiroler Astrophysiker zeigt Sternenkino

Im kleinen Südtiroler Ort Gummer kann die große Welt der Sterne beobachtet werden. Auf einer speziellen Leinwand zeigt Astrophysiker David Gruber im Planetarium die Sterne, wie sie mit freiem Auge nicht mehr zu sehen sind.

Die Reise zum Mars dauert nur wenige Minuten. Die Reise ins Mittelalter nur wenige Sekunden. Im Planetarium Südtirol in Gummer kann Astrophysiker David Gruber nicht nur verschiedene Planetenoberflächen darstellen, sondern auch den Blick auf den Himmel in Echtzeit berechnen. Der Zeitpunkt und der Ort dafür können rund um den Globus frei gewählt werden.

Planetarium mit Kuppel

Planetarium Südtirol

Die Reise von der Erde zum Mond dauert nur wenige Minuten.

In einem Raum, der an ein Kino erinnert, erstellen fünf Projektoren ein zusammenhängendes Bild auf einer runden Kuppel. Auf Knopfdruck kann diese Leinwand mit berechneten Sternendaten bespielt werden. „Mithilfe von 3D-Brillen werden die Sterne wie ein Schwarm Glühwürmchen, die um den Besucher schwirren. So wird erst klar, wie unterschiedlich weit die Sterne überhaupt von der Erde entfernt sind“, sagte David Gruber.

Von der Universität ins Sternendorf

An der Universität Wien und am Max Planck Institut in München hat sich Gruber für extraterrestrische Physik interessiert. Für sein Doktorat hat er Gammablitze erforscht. Die hochenergetischen Ereignisse werden an Wucht nur vom Urknall übertroffen. „In Sekundenbruchteilen wird dabei mehr Energie freigesetzt, als unsere Sonne über ihr ganzes Leben schafft.“, erklärte Gruber im Interview.

Astrophysiker David Gruber

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Astrophysiker David Gruber will Abstraktes greifbar machen

Vor vier Jahren folgte dann der Ruf von der Universität ins „Sternendorf“ Gummer. Die Amateurastronomen führten dort bereits die „Max Valier Sternwarte“. Im Sommer 2013 wurde das Planetarium Südtirol eröffnet, David Gruber übernahm die Leitung der öffentlich finanzierten Einrichtung.

Kometen, die nach Ammoniak riechen

In einer neuen Ausstellung macht David Gruber dort Astrophysik auch Laien zugänglich. „Astronomie für alle Sinne“ zeigt, warum die Sonne einen Herzschlag hat, wie Kometen riechen und wie die Stimme auf dem Planet Venus klingen würde. Ausgehend von wissenschaftlichen Ergebnissen lassen sich über mehrere Stationen Himmelskörper mit allen Sinnen erleben.

Geruchsproben in Planetenausstellung

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Die Idee dazu kam Gruber beim österreichischen Weltraumforum in Innsbruck, bei dem Experimente rund um den Geruchssinn besprochen wurden. „Die Aktivierung der Sinne, also nicht nur der Augen, hat mich interessiert“, meinte Gruber. Auf diesem Weg möchte er abstrakte Wissenschaft zugänglich machen. Informationen, die über die Sinne erlebt werden, blieben zudem länger im Gedächtnis.

Faszination Himmel

Den eigenen Sehsinn schärft Gruber nach wie vor. Als Mitglied des Vereins „Max Valier“, der die Sternwarte Gummer führt, lässt ihn die Faszination Himmel nicht los. Vor allem die Planeten Mars und Saturn, sowie die Monde von Jupiter seien immer wieder einen Blick durch das Teleskop wert. „Der Blick in den Himmel ist hier keine Animation, sondern echt. Das ist weiterhin ein großer Unterschied und immer wieder spannend“, so Gruber. „Es ist wie ein ein Besuch in der Oper oder im Konzert. Selbst wenn ich die Musik schon kenne, ist die Erfahrung jedesmal einzigartig.“

David Runer, tirol.ORF.at

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