Brenner: Mutmaßliche Schlepper verhaftet

Die italienische Polizei hat in Bozen und in Como zwei Männer verhaftet. Sie sollen mindestens 50 Personen geholfen haben, illegal über den Brenner zu kommen. Der Weg dafür war lebensgefährlich und führte auch durch Bahntunnel.

Am Sonntag fand die „Operation Charonte“ der Polizei in Bozen ihr vorläufiges Ende. Charon, der Fährmann in der griechischen Mythologie, stand in diesem Fall für mutmaßliche Schlepper. Die beiden Männer, ein 29-jähriger Ägypter ohne gültige Aufenthaltsgenehmigung und ein 30 Jahre alter irakischer Asylwerber, dürften seit Monaten Menschen beim illegalen Grenzübertritt geholfen haben. Dafür kassierten sie 150 Euro pro reisender Person.

Menschen unter LKW versteckt

Polizia di Stato

Die Reise über den Brenner war lebensgefährlich

Die Ermittlungen nahmen im August ihren Lauf, als Polizisten in der Nähe des Brenners eine Gruppe Asylwerber kontrollierte und dabei auch auf den ägyptischen Begleiter aufmerksam wurden. Aufgrund von Hinweisen der österreichischen Polizei, wonach ein Ägypter Güterzüge als Schmuggelroute organisiere, begann die Polizei mit den Erhebungen. Im Oktober konnten die Beamten schließlich sieben Reisen innerhalb weniger Tage festhalten und den Weg der mutmaßlichen Schlepper nachzeichnen.

Lebensgefährliche Route entlang der Bahnstrecke

Die beiden in Como lebenden Verdächtigen organisierten die Fahrten meist für Asylwerber aus dem Raum Lombardei. Die Reise begann mit Regionalzügen von Milano Lambrate. In Gossensass, dem letzten Bahnhof vor dem Brenner mussten die begleiteten Personen aussteigen und den Weg zu Fuß fortsetzen. Die Gruppen wurden nachts durch den Bahntunnel bei Pflersch geführt. Den lebensgefährlichen Fußmarsch nahmen auch eine schwangere Frau und Kinder auf sich.

Bahntunnel "Pflersch" in Südtirol

Polizia di Stato

Der Pflerschertunnel entlang der vielbefahrenen Brennerbahnstrecke

Die beiden Verdächtigen führten die Gruppen dann zu einem verlassenen Gebäude in der Nähe des Bahnhofs am Brenner. Dort wurden die Menschen auf Güterzügen versteckt. Manche klemmten sich unter die Waggons, andere versuchten unter verladenen Lkws die Reise anzutreten. Bei ähnlichen Versuchen, die Grenze zu überqueren, sind im vergangenen Jahr mehrere Menschen gestorben - mehr dazu in Zwei Tote auf Rollender Landstraße.

Mensch versteckt in Güterzug

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Die mutmaßlichen Schlepper dürften auch aufgrund der Kälte das Leben der Menschen aufs Spiel gesetzt haben. Die Polizei geht davon aus, dass die Verdächtigen vor allem verzweifelte Asylwerber mitnahmen. Viele seien vorher etwa an der Schweizer Grenze am Grenzübertritt gescheitert.