Unterwegs mit Südtirols Flugrettern

Jede Minute zählt, wenn die Rettungsleitstelle den Helikopter anfordert. In Berggebieten ist die Flugrettung unverzichtbar. In Südtirol heben die drei Rettungshubschrauber 2.800 Mal pro Jahr ab, „Südtirol heute“ hat die Mannschaft des „Pelikan 1“ einen Tag lang begleitet.

Wenn der Notruf kommt, muss alles ganz schnell gehen. Die Besatzung des Rettungshubschraubers Pelikan 1, stationiert in Bozen, ist deshalb in einer dauernden Anspannung, es dauert nur Sekunden und alle sind fokussiert auf das, was zu tun ist. Als die Leitstelle einen medizinischen Notfall in Montan im Südtiroler Unterland meldet, sind die Flugretter sofort klar für den Einsatz. Während Techniker und Pilot den Heli an den Einsatzort manövrieren, hält Krankenpfleger Martin Graber den Funkkontakt mit der Notrufzentrale 112.

Hubschrauber Pelikan 1 in der Luft

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Die Besatzung des Rettungshubschraubers Pelikan 1 beim Abflug

Für Ernst Fop ist Notarzt der Traumberuf, im Hubschrauber wird er zum höchsten der Gefühle. „Es gibt besondere Tage, an denen man ein, zwei oder sogar mehrere Einsätze fliegt, in denen es um Leben oder Tod geht. Wenn man dann im Stande war, den Patienten zu helfen, sie zu retten, dann geht man mit einem sehr guten Gefühl nach Hause.“

Auch dem Patienten aus Montan kann die Mannschaft des Pelikan 1 helfen. Er wird stabilisiert und anschließend den Ärzten im Krankenhaus Bozen übergeben. Der Heli steht schon für den nächsten Einsatz bereit.

Im Rettungshubschrauber unterwegs

In Südtirol dürfen Rettungshubschrauber nun auch bei Dunkelheit fliegen. Damit soll noch mehr Menschen geholfen werden. Ein Tag unterwegs mit dem Rettungshelikopter.

Heli als effizientestes Rettungsmittel

Die Flugrettung ist in Südtirol über 100.000 Minuten pro Jahr in der Luft, sie absolviert circa 2.800 Einsätze im Jahr. Dank spezieller Ausrüstung ist sie ab sofort auch in der Dunkelheit unterwegs, bei sogenannten Tagesrandflügen. Drei Hubschrauber sind über Südtirol im Einsatz, die Rettungsorganisation Weißes Kreuz und die Bergrettung arbeiten eng zusammen. Damit das Teamwork funktioniert, braucht es regelmäßig Übungen.

Die Mannschaft bei einer Übung mit der Seilwinde, Patient wird an Bord geholt

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Die Bergung mit der Seilwinde wird regelmäßig von der Crew geübt

„Der Rettungshubschrauber ist eines der effizientesten Rettungsmittel, die uns zur Verfügung stehen“, ist Ivo Bonamico, Direktor der „Heli-Flugrettung“ Südtirol überzeugt. Er könne den Notarzt in jegliches, auch unwegsames Gelände bringen, sei es etwa am Berg oder in der Kletterwand.

Ernst Fop, der ärztliche Leiter der Flugbasis Bozen, beschreibt sich und seine Kollegen bei der Flugretter als Individualisten. Wer im Rettungshubschrauber arbeite, brauche einen starken Charakter. „Man muss den Kopf bei der Sache haben, sich für diesen Augenblick konzentrieren und zur einmal getroffenen Entscheidung stehen. Man kann während des Einsatzes nicht fünf Mal den Plan ändern, das könnte alles in Gefahr bringen.“

Kein Job für Zauderer

Derweil ist der Pelikan 1 wieder gefragt. Der Einsatzort ist mitten im Wald, Doktor Fop und Krankenpfleger Martin Graber müssen abgeseilt werden. Die Arbeit im Helikopter ist kein Job für Zauderer. Die Männer müssen hart im Nehmen sein, auch weil sie manchmal machtlos sind.

Notfallmediziner Ernst Fop im Hubschrauber

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Notarzt Ernst Fop liebt seinen Beruf, auch wenn der manchmal hart ist

Wie bei diesem Einsatz. Die Flugretter fahren ohne Patient zurück. Der junge Mann ist beim Mountainbiken verstorben, wahrscheinlich an einem Herzinfarkt. Doktor Fop konnte nichts mehr für ihn tun. „Man versucht das im ersten Moment wegzustecken, bis der Einsatz beendet ist. Wenn man in die Basis zurückkehrt und es einen sehr belastet, kann man den Einsatz mit den Kameraden nachbesprechen, das hilft oft schon.“

Die Flugmannschaft holt den Patienten bei der Übung an Bord (Bild aus dem Hubschrauber)

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Die Arbeit im Heli ist kein Job für Zauderer - auch bei einer Übung nicht

An diesem Tag bleibt nicht viel Zeit zum Nachdenken. Schon wieder braucht jemand im Land die Hilfe aus der Luft. „Wir haben einen Patienten, der an der rechten Hand eine Vier-Finger-Amuputation hat. Wir müssen ihn vom Krankenhaus in ein Zentrum verlegen, wo die Finger reimplanitert werden“, erklärt Notarzt Ernst Fop. Und schon ist der Heli in der Luft, weil jede Minute zählt.