Deutlich weniger Privat- und Firmenpleiten

Die Zahl der Privat- und Unternehmensinsolvenzen in den ersten drei Quartalen ist in Tirol deutlich gesunken. Mit der Änderung des Privatinsolvenzrechts erwartet der Gläubigerschutzverband Creditreform ab 1. November mehr Privatinsolvenzen.

Bis Ende September ging in Tirol vor allem die Zahl der Privatinsolvenzen stark zurück - von 542 im Vergleichszeitraum des vergangenen Jahres auf 432 heuer. Damit sank die Zahl der Privatinsolvenzen im Jahresvergleich um 20,3 Prozent Diese Zahlen veröffentlichte der Gläubigerschutzverband Creditreform am Montag.

Nach Bezirken aufgeschlüsselt gab es die meisten Privatinsolvenzen mit 117 im Bezirk Innsbruck-Land. In Innsbruck gab es 116, in Kufstein 84 Privatinsolvenzen. Die wenigsten gab es mit 16 im Bezirk Reutte.

Anstieg der Privatinsolvenzen im 4. Quartal erwartet

Am 1. November tritt in Österreich das neue Privatinsolvenzrecht in Kraft. Unter bestimmten Voraussetzungen können sich dann Schuldner in fünf Jahren ohne Rückzahlung aller Schulden entledigen. Seit Bekanntwerden dieses neuen Gesetzes im Frühjahr gingen die Insolvenzeröffnungsanträge kontinuierlich zurück. Creditreform rechnet dadurch mit einer Verdoppelung der Zahl der Privatinsolvenzen

Knapp zehn Prozent weniger Firmenpleiten

Ähnlich verhält sich das Bild bei den Unternehmensinsolvenzen in Tirol. Hier gab es die meisten – nämlich 65 - in Innsbruck, gefolgt vom Bezirk Innsbruck-Land mit 62. Im Bezirk Landeck gab es in den ersten neun Monaten des Jahres mit fünf die wenigsten Unternehmensinsolvenzen. In ganz Tirol sank die Zahl der Insolvenzen von Unternehmen um 24 auf 227.

Häufigste Insolvenzursachen

Österreichweit sank die Zahl der eröffneten Verfahren um 7,1 Prozent auf 2.327. Das entspricht nach Creditreform-Angaben dem niedrigsten Stand seit zehn Jahren. In 1.597 Fällen (-4,8 Prozent) wurden die Insolvenzanträge mangels kostendeckenden Vermögens abgewiesen. Die Höhe der Insolvenzverbindlichkeiten beläuft sich auf rund 1 Mrd. Euro (-50 Prozent). Rund 12.000 Arbeitsplätze waren betroffen.

Creditreform ortet die Insolvenzursachen hauptsächlich in kaufmännischen Fehlern der Geschäftsführung sowie im verstärkten Konkurrenzkampf, der sich in sinkenden Preisen und Margen niederschlägt.

Gute Wirtschaftsdaten, aber Ungewissheit bleibt

Die aktuell vorliegenden Konjunkturdaten der Wirtschaftsforschungsinstitute belegen den allgemeinen Aufschwung. Die Unternehmen produzieren und verkaufen mehr, das Zinsniveau bleibt dank EZB niedrig. Somit gehen auch die Insolvenzen weiter zurück. Als große Unbekannte bleiben die Auswirkungen des Brexit, die Wirtschaftspolitik der neuen Regierung in Deutschland und Österreich und sonstige Unwägbarkeiten wie die Gefahr eines Kriegs in Korea.

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