Neue Wunderkammer in den Kristallwelten
Die Kristallwelten in Wattens zählen zu den meistbesuchten Touristen-Attraktionen in Österreich. 13 Millionen Besucher kamen seit der Eröffnung im Jahr 1995. Die von Multimedia-Künstler Heller kreierte Erlebniswelt wird immer wieder verändert. Alle zwei bis fünf Jahre werden die Wunderkammern neu bespielt, erläuterte Swarovski-Kulturdirektorin Carla Rumler. „Es sollte immer frisch sein. Leute, die mehrmals kommen, sollen immer wieder neu verzaubert und überrascht werden.“
APA/Barbara Gindl
Neben dem israelischen Künstler Arik Levy, dem mexikanischen Architekten Fernando Romero und dem indischen Modedesigner Manish Arora (seine Installation heißt „Ready to Love“) kehrt mit Heller der Ursprungs-Schöpfer des „Riesen“ zurück. „Die Kristallwelt ist ja kein Erbhof“, zeigte sich Heller am Montag bei einer Pressekonferenz in Wattens erfreut darüber, dass regelmäßig andere Künstler auf die Situation in Wattens reagierten.
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Heller will Denkanstoß geben
Er selbst habe für seinen neuen Beitrag darüber nachgedacht, „was meiner Meinung nach als Farbpunkt da drinnen fehlt: Wenn so viele Besucher kommen, macht es Sinn, wenn sie an einer Stelle auch einen politischen Denkanstoß kriegen. Es gibt kein wichtigeres Thema als Frieden und Gesundheit. Frieden ist etwas, das unsere Welt vollkommen beherrscht - in seinem Gegenteil, dem Unfrieden.“ Künftige Kristallwelten-Besucher sollen daher mit bedeutenden Friedensdenkern und ihren zentralen Botschaften konfrontiert werden.
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Am Montag wurden in Wattens die neuen Wunderkammern vorgestellt, wie ein Tirol heute-Bericht zeigt. Andre Heller ist zur Präsentation gekommen.
Inszenierung durch Hologramme
Die technische Umsetzung verantwortet der Multimedia-Spezialist Uwe Maass (Heller: „Ein wirklich erstaunlicher, narrischer Mensch!“) mit seinem Unternehmen „Musion“. Maass habe etwa im indischen Wahlkampf den später siegreichen damaligen Oppositionsführer Narendra Modi als Hologramm zu 3.200 Veranstaltungen vor 110 Millionen Menschen gebracht. Höhepunkt war die holografische Liveübertragung einer Rede an 93 Orten gleichzeitig. „Die Menschen haben wirklich gedacht, der steht da vorne“, beteuerte Maass. Ein Hologramm ist eine wirklichkeitsgetreue 3-D-Projektion.
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Heller zeigte sich von den technischen Möglichkeiten begeistert. „So werden in Zukunft Wahlkämpfe ausschauen - ob wir wollen oder nicht. Das ist wirklich verrückt.“ Künftig werde es auch möglich sein, Stücke zu schreiben, in denen etwa Charlie Chaplin und Paula Wessely gemeinsam auftreten könnten.
Prägnante Friedens-Botschaften
Die Friedensbotschaften in den Kristallwelten werden kurz und prägnant gehalten - auch von Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchú, die man in Guatemala einen ganzen Tag lang gefilmt hat. „Bei so vielen Besuchern geht das gar nicht anders. Sonst stauen sich gleich Tausende“, so Heller.
Der Weltfrieden ist heute so gefährdet wie noch nie seit 1945", zeichnete Heller bei einer Pressekonferenz in den Kristallwelten ein düsteres Bild. Es sei „verrückt, wo überall Krieg herrscht, hunderte Kleinkriege“, so der Wiener. Auf die Frage, wer denn die Friedenshelden von heute seien, meinte Heller: „Die Friedenshelden von heute sind Leute, die Flüchtlingen helfen, nicht am Strand zu krepieren. Es sind nicht mehr die Politiker, sondern wenn Sie wollen die griechischen Bauern oder die italienischen Fischer“. Auch Papst Franziskus, den er im Vatikan besuchte, sei ein Friedensheld. Insgesamt gebe es heutzutage „mehr engagierte Bürger als früher“, sagte der 70-Jährige.
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Heller stellte übrigens vehement in Abrede, dass es jemals eine „Entfremdung“ von Swarovski gegeben habe. „Die Leute können sich nie vorstellen, dass man friedlich aus etwas herausgeht. Ich bin jemand, der sich immer wieder auf neue Expeditionen macht“, meinte er. Er habe sich nicht aus einer „Angerührtheit“ herausgehalten und sei immer mit der „Grundsatzhaltung“ der Kristallwelten einverstanden gewesen. Und er zeigte sich stolz ob des andauernden Erfolges: „Das wirkliche Wunder ist, dass das so viele Leute annehmen“. Zu Beginn hätte man sich schon gefreut, wenn 300.000 Besucher pro Jahr gekommen wären.
Ab diesem Montag wieder zugänglich
Swarovski investiert in die Neugestaltung „substanzielle Summen“ im einstelligen Millionenbereich, über die Stefan Isser, Geschäftsführer der Swarovski Tourism Services GmbH, allerdings keine genaue Auskunft gab. Man freue sich aber, in dem Mix aus Kitsch und Kommerz, Kunst, Kultur und Design nun noch mehr zu Reflexion einzuladen. „Andre Hellers Prinzip, ‚sich permanent lernend zu verwandeln‘, folgen wir gerne.“ Die neuen Installationen werden ab 27. November zugänglich sein.