Bozner Serienmörder in Haft verstorben

Für den Mord an fünf Frauen ist ein Bozner 1994 zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Im Alter von 51 Jahren starb der Bozner am Dienstag an einer Lungenentzündung. Die Angehörigen der Opfer atmen auf.

Er war in Zeitungen oft als das „Monster von Bozen“ bezeichnet worden. Der Täter war zuletzt im Gefängnis Bollate bei Mailand untergebracht. Zehn Tage vor seinem Tod wurde er in ein Krankenhaus gebracht, die Ärzte diagnostizierten eine schwere Lungenentzündung. Er erwachte nicht mehr aus dem Koma.

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Bericht in „Tirol heute“ - 11. August 1992

Ein soeben festgenommener Mordverdächtiger könnte auch für andere Bluttaten verantwortlich sein. Es geht um insgesamt fünf Morde seit 1985.

Mordserie: Opfer immer mit Messer getötet

Anfang Januar 1985, der Täter ist keine 20 Jahre alt, tötet er zum ersten Mal. Sein erstes Opfer ist eine 15-jährige Schülerin, die in der Nachbarschaft wohnt. Wenige Monate später tötet er erneut. Die 41-jährige Lehrerin und Prostituierte ersticht er in der Wohnung, in der sie Kunden empfängt.

Grab am Bozner Friedhof

ORF

Mehrmals hat der Täter das Grab eines Opfers besucht

Sieben Jahre lang bleibt es ruhig. Dann sticht er erneut zu. Im Januar 1992 tötet er eine 24-Jährige, später geht er zur Beerdigung. Bei einem weiteren Besuch am Grab hinterlässt er einen Brief, in dem unter anderem steht: „Was geschehen ist, musste geschehen. Du hast es gewusst, verzeihe mir.“ Im März mordet er wieder, das Opfer die 19-jährige Frau. Im August sticht er auf sein letztes Opfer ein, sie ist 20 Jahre alt.

Aufsehenerregender Prozess

Zeugen der letzten Bluttat bringen die Ermittler schließlich auf die richtige Spur. Anhand des Autos können sie den 26-jährigen Tatverdächtigen ausforschen. Im Wagen entdecken die Ermittler Blutspuren. Der Bozner gesteht nach und nach aber nur drei der fünf Morde. Der Brief auf dem Grab wird zum wichtigen Beweismittel im Prozess.

Nach mehreren, teils widersprüchlichen Gutachten wird der Bozner für voll zurechnungsfähig befunden. 1994 wird er schließlich für alle fünf Taten verurteilt. Zur Urteilsverkündung zeigen sich Angehörige der Opfer erleichtert. „Wir haben unsere Tochter verloren, aber es ist ein Trost, dass er dafür bezahlen muss“, sagte etwa der Vater des letzten Opfers nach Verkündigung des Urteils.

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Bericht in „Tirol heute“ - 9. März 1994

Gefängnis oder Psychiatrie? Am Ende war es eine Frage der Zurechnungsfähigkeit. Mehrere Morde hatte der Täter bereits gestanden.

Jahrelang in den Schlagzeilen

Ganz abgeschlossen war die Akte aber damit nicht. Noch Jahre nach dem Urteil sorgte sie immer wieder für Schlagzeilen. 2008 etwa musste sich Italiens höchstes Gericht mit dem Fall befassen, weil der Täter die Isolationshaft nie hatte absitzen müssen. Und 2014 hatten seine Verteidiger den Antrag um Reduzierung des Strafmaßes angesucht. Das Gericht in Bozen lehnte diesen allerdings ab.

„Die Nachricht seines Todes ist für mich keine Erleichterung, keine Genugtuung“, sagte Maurizia Mazzotta, die Mutter des ersten Opfers. „Jeden Tag denke ich an meine Tochter und an die Tat. An den Täter aber denke ich nicht.“