Depressionen führen zu langen Krankenständen

Rund zehn Prozent der arbeitenden Menschen müssen wegen Depressionen eine Auszeit von der Arbeit nehmen, so ein Tiroler Wissenschafter anlässlich des Welttags für psychische Gesundheit. Dieser steht heuer im Zeichen der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz.

Mehr als 30.000 Tirolerinnen und Tiroler leiden an Depressionen, so Univ. Prof. Hartmann Hinterhuber, Sprecher des Tiroler Bündnisses gegen Depression. Die Arbeitsfähigkeit der Erkrankten sei enorm eingeschränkt. Wer deshalb eine berufliche Auszeit benötige, verliere dabei im Schnitt 36 Arbeitstage im Jahr, so Hinterhuber, das sei dreimal mehr als bei anderen Krankheiten. Depressionen verringerten die kognitiven Fähigkeiten, die Konzentrationsfähigkeit sowie das Erinnerungsvermögen.

Depressionen gehören auch in Tirol zu den häufigsten psychischen Störungen. Eine der Ursachen ist der gestiegene Druck am Arbeitsplatz, sagte der Psychiater Harald Meller von pro mente tirol und ärztlicher Leiter des Sonnenparks, dem Zentrum für psychosoziale Gesundheit in Lans gegenüber ORF Tirol. „Es wird immer betriebsamer, es wird immer mehr kontrolliert und digital erfasst, es werden immer neue Zahlen entwickelt, was man leisten muss und wie lang die Pause sein darf. Es wird immer enger.“

Beziehung und Behagen in der Arbeit notwendig

Die Folgen steigender Belastung sind etwa Angstzustände oder auch Schlafprobleme. Konzentrationsfähigkeit, Aufmerksamkeit und Erinnerungsvermögen sind eingeschränkt, so Meller. „Das Wichtigste, das sich alle Beteiligten vor Augen führen müssen, ist, dass der Mensch keine Rechengröße ist, sondern dass Menschen Menschen sind. Ein Mensch muss sich auch als Person wohlfühlen, er braucht ein Grundausmaß an Beziehung zu den Arbeitskollegen und auch an Atmosphäre. Er ist nicht nur eine Maschine, die arbeitet.“

Innovative Unternehmen als Vorreiter

Wichtig sei es, rechtzeitig die Bremse zu ziehen, Warnsignale am eigenen Körper zu erkennen und „Stopp“ sagen zu können, so Meller. „Innovative Firmen machen das schon vor. Vernünftige Unternehmer haben schon erkannt, dass die Arbeitsfähigkeit und die Motivation der Mitarbeiter, das seelische Wohlbefinden der Mitarbeiter ganz ein wesentlicher Faktor ist und dass zu kurzsichtige ökonomische Effizienzüberlegungen oft ins Leere gehen.“