Glettler in Innsbruck wohlwollend begrüßt

In Innsbruck hat am Mittwoch die erste Begegnung des künftigen Bischofs Hermann Glettler mit seinem Kirchenvolk stattgefunden. Bei einem Gebet im Dom zu St. Jakob wurde der Steirer dabei seinem Ruf als unkonventioneller Geist voll gerecht.

Zum „Gebet für und mit dem neu ernannten Bischof“ erschienen zahlreiche kirchliche Würdenträger leger in Zivilkleidung, der Dom selbst war bis auf den letzten Platz besetzt. Nachdem Generalvikar Jakob Bürgler, in dessen Begleitung Glettler beim Dom eintraf, die Entscheidung des Papstes verlesen hatte, begrüßte Applaus den neuen Bischof.

Messe mit neuem Bischof im Dom

ORF

Die Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt

Huber, Glettler, Bürgler

ORF

V.l.n.r.: Florian Huber, Propst des Domes, der designierte Bischof Hermann Glettler und Generalvikar Jakob Bürgler

Mit Humor für eine Kirche auf Augenhöhe

Er wollte hier ankommen nicht vor einer Menge Mikrofonen, sondern vor Brüdern und Schwestern, sagte Glettler. „Gute Idee, oder?“ fragte er lachend in die Kirche und erntete spontanen Applaus. Zu seiner Ernennung sagte der neue Bischof, er habe „Ja“ gesagt im Vertrauen auf den „Geist, der Mut gibt und Stärke - power, um es auf steirisch zu sagen “ Wieder Gelächter in der Kirche.

Als er am Donnerstag in Rom war, berichtete Glettler weiter, „um vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden“ (lacht), habe er zugesagt im Vertrauen darauf, dass nicht bisherige Leistungen und Taten zählten, sondern Gnade. Im Vertrauen auf Gottes Geist habe er zugesagt und nicht, unter Verweis auf seine Schwächen und Defizite, abgesagt.

Bischof Glettler mit Gläubigen im Dom

ORF

Die Gläubigen singen und beten gemeinsam mit Hermann Glettler

Überraschende Aktion bricht mit altem Muster

Mit einer Bitte an die anwesenden Männer und Frauen zeigte Glettler, wie er festgefahrene Kirchenstrukturen aufbrechen will. Der neue Bischof kniete sich zu Boden und bat die Gläubigen, ihn so nahe wie möglich zu umgeben und ihm gerne auch die Hand aufzulegen. „Beten Sie für mich und die Diözese!“, sagte Glettler in Umkehrung des kirchlichen Rituals, in dem den Gläubigen vom Bischof die Hand aufgelegt wird.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Unkonventionelles Amtsverständnis

Glettler bedankte sich für Gesten des Willkommens, die ihm entgegengebracht wurden. Mit der überraschenden Bitte an die Gläubigen, für ihn zu beten, schuf er große Nähe.

Eigendefinition: Bischof mit „Migrationshintergrund“

In einer Pressekonferenz im Anschluss an das gemeinsame Gebet bedankte sich Glettler erneut bei Generalvikar Jakob Bürgler, der den Spagat zwischen engagierter Führung der Diözese und den an ihn als Person gerichteten Erwartungen standzuhalten hatte. Als Bischof mit „Migrationshintergrund“ komme er als Lernender in die Diözese Innsbruck, sagte Glettler. Er sei „tief erfüllt vom Glauben“ und sieht sein Amt darin, Spannungen auszuhalten und fruchtbar zu machen. Die Tiroler Kirche solle ihre Vielfalt noch bewusster wahrnehmen und schätzen.

„Es kann jeden treffen!“

Auf dem Weg zum Glauben habe er selbst kein „esoterisches Erweckungserlebnis“ gehabt, sondern sei einfach dem Ruf gefolgt, dass er gebraucht werde. In Hinblick auf seine Ernennung sagte Glettler, er sei trotz einer gewissen Vorahnung geschockt gewesen, als er im Rahmen einer Rom-Reise damit konfrontiert wurde. Nach einigen Einwänden seinerseits habe sich aber innerer Friede eingestellt und er habe die Aufgabe annehmen können.

Der neue Innsbrucker Bischof verglich die Situation mit einem Bild von Caravaggio, das er im Zuge seiner Rom-Reise betrachtet hätte: Jesus zeigt in eine Gruppe und es ist nicht klar, wen er meint. „Es könnte jeden treffen“, so Glettler, der Herr „ruft mich als einen einfachen und meist sehr beschäftigten Menschen und er ruft mich, obwohl er meine Schwächen und Sünden kennt. Das ist Barmherzigkeit!“

Seine Begrüßung richtete er auch an jene Menschen, die nie einen Bezug zur Kirche hatten, aufgrund von Enttäuschungen auf Distanz gingen oder für sich einen anderen Weg der Spiritualität gefunden haben. Dass die Bischofsernennung so lange gedauert habe, so Glettler, habe Frustration erzeugt und müsse nachbesprochen werden. Gleichzeitig habe sich gezeigt, dass die Diözese sehr selbständig sei.

Hermann Glettler wird Bischof von Innsbruck

Papst Franziskus ernannte den 52-jährigen Steirer Hermann Glettler zum Nachfolger von Manfred Scheuer als Bischof von Innsbruck. Glettler ist zu Gast in „Titol heute“.

Offizielle Ernennung am Vormittag

Papst Franziskus hat den bisherigen Grazer Bischofsvikar Hermann Glettler Mittwochmittag zum neuen Diözesanbischof von Innsbruck ernannt. Der Heilige Stuhl gab die Ernennung durch das vatikanische Presseamt im „Bollettino“ bekannt.

Damit wird das lange Warten der Tiroler auf einen Bischof offiziell beendet, das durch den Wechsel von Bischof Scheuer von Innsbruck nach Linz begonnen hatte. In der seit Jänner 2016 dauernden Sedisvakanz stand Jakob Bürgler als Diözesanadministrator an der Spitze der Innsbrucker Diözese. Bereits am Dienstag war der Ministerrat dem Konkordat folgend mit der Ernennung Glettlers befasst und erhob keine Einwände „allgemein politischer Natur“ - mehr dazu in - Regierung stimmt Glettlers Ernennung zu.

Bischofsweihe am 2. Dezember

Die Bischofsweihe wird am 2. Dezember um 12.00 Uhr im Innsbrucker Dom mit Erzbischof Franz Lackner stattfinden. Die Bischöfe Wilhelm Krautwaschl und Manfred Scheuer werden konsekrieren.

Mit dem 52-jährigen Grazer Bischofsvikar Hermann Glettler ist nicht nur ein lang gedienter Seelsorger, der sich über viele Jahre in der Migranten- und Armenseelsorge engagierte, neuer Diözesanbischof für Innsbruck. Er ist zugleich auch ausgebildeter Kunsthistoriker und leidenschaftlicher Künstler. 14 Jahre lang leitete der gebürtige Steirer die Pfarre St. Andrä im Grazer Multikulti-Bezirk Gries, einem „Auffangbezirk für die Angeschwemmten, in Graz Gestrandeten“, wie ihn Glettler in der Missio-Zeitschrift „alle welt“ einmal beschrieb. 2016 ernannte ihn der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl zum Bischofsvikar für Caritas sowie für neue missionarische Aufgabenstellungen.

Links: