Vom Hüttenwirt zum Weltumsegler

Sieben Jahre lang ist Gottfried Wieser Hüttenwirt auf der Glungezerhütte gewesen. Jetzt lässt es der 66-Jährige bleiben und verwirklicht mit seiner Partnerin Darja Kous einen Lebenstraum. Mit einem Segelschiff wollen die beiden die Welt bereisen.

Als Hüttenwirt auf der Glungezerhütte war der Hüttenwirt aus dem Stubaital erfolgreich. Allein die Zahl der Übernachtungen stieg in seiner Zeit um das Vierfache. Sein Rezept war, auf Qualität zu setzen und sich als Dienstleister am Bergsteiger zu verstehen. So verlieh er der Küche eigene Akzente: Die Kathmandunudeln wurden der große Renner. Gottfried Wieser hatte es verstanden, ein Sherpa-Rezept an europäische Essgewohnheiten anzupassen.

Gottfried Wieser in der Küche

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Der Hüttenwirt bereitet die Kathmandunudeln zu

Ein wichtiges Anliegen war ihm auch, dass die Bergsteiger, die oft die lange Gratwanderung zur Lizumer Hütte in Angriff nahmen, über Wetter und Verhältnisse gut informiert waren. Unter anderem gab es jeden Abend für die Hüttengäste einen speziell für die Gegend zugeschnittenen Wetterbericht.

Verliebt in Mitarbeiterin

Doch auch sein persönliches Glück fand der Hüttenwirt auf der Hütte. Es war im Jänner 2013, als die Slowenin Darja Kous als Saisonarbeitskraft auf die Hütte kam und sich die beiden ineinander verliebten. Darja hängte ihren Bürojob in Slowenien an den Nagel und blieb auf der Hütte. Die beiden teilen nicht nur ihre Begeisterung für die Berge, sondern auch für das Segeln.

Darja Kous

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Gottfrieds 52-jährige Partnerin Darja

Seit drei Jahren arbeiten sie intensiv an ihrem Projekt, einer Weltreise mit einem Segelboot. Auf den Kanarischen Inseln liegt nun ein zwölf Meter langes und hochseetaugliches Boot bereit. Mit ihm wollen die beiden den Atlantik überqueren, Südamerika umrunden und einen Abstecher nach Alaska machen, ehe es dann in die Südsee geht, „da werden wir uns sehr lang aufhalten“. Dann soll es über Neuseeland und Südafrika wieder in die Karibik gehen und von dort über die Azoren heimwärts ins Mittelmeer.

Gottfried Wieser und Darja Kous mit Weltkarte

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Die beiden studieren auf der Glungezerhütte die Weltkarte

Alle Zelte in Tirol werden abgebrochen

Die beiden haben einen Zeitraum von mindestens fünf bis zehn Jahren für ihre Unternehmung geplant. Auch die Möglichkeit, überhaupt in der Ferne hängen zu bleiben, wollte der Noch-Hüttenwirt nicht ausschließen. In Tirol werden alle Zelte abgebrochen und das Geld in das Schiff investiert. Er wolle nicht, dass es ihm wie einem deutschen Segler geht, den er einmal getroffen hat und der sich darum Sorgen machte, wer daheim den Rasen mäht, erzählt Gottfried Wieser.

Glungezerhütte im Schnee

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Nach sieben Jahren heißt es zur Hütte „ade“ sagen

Auf die Berge verzichten wollen die beiden dennoch nicht ganz. Die Bergschuhe kommen mit, für eine Skitourenausrüstung reicht der Platz im Boot aber nicht aus. Überhaupt werde man auf der Reise ein Sparbudget fahren, „denn als Hüttenwirt ist man einfach nicht der Großverdiener. Aber das macht auch Spaß. Wenn man selber fischt und sich bei den Einheimischen versorgt, lernt man Kultur und Menschen am besten kennen."

Hermann Hammer; tirol.ORF.at