Für Freundliche gibt es mehr zum Schlecken

Auch ohne mehr zu bezahlen, kann man bei Eis oder Kebab größere Portionen ergattern. Wissenschaftler der Universität Innsbruck haben herausgefunden, dass es mehr vom Bestellten gibt, wenn man freundlich auftritt.

Bis zu zehn Prozent mehr Eis bekommt man, wenn man schon bei der Bestellung nett zum Personal ist. Sogar 17 Prozent mehr können es sein, gibt man schon vor Erhalt Trinkgeld. Rechnet man die Kosten für das Trinkgeld weg, bleiben aber nur noch sieben Prozent mehr an Menge übrig. Zu diesen Ergebnissen kommen Michael Kirchler von der Uni Innsbruck und Stefan Palan von der Universität Graz.

Feldversuch mit Eis und Döner

Zu Beginn der Studie stand die Frage, welchen Effekt das Geben von Trinkgeld im Laufe der Bestellung auf die Menge des gewünschten Produkts hat. Um dieser Frage noch einen weiteren, immateriellen Aspekt hinzuzufügen, wurde auch getestet, welchen Einfluss Komplimente auf die erhaltene Portion Eiscreme oder Dönerkebab haben. Um die Antworten auf diese Fragen zu finden, schickten Kirchler und Palan drei Experimentatoren zu Eissalons und Kebabständen in Innsbruck, Graz und München.

Eis in Eisbecher

APA/Georg Hochmuth

Für Freundliche fallen die Eiskugeln größer aus

An mehreren aufeinanderfolgenden Tagen bestellten die „Kunden“ über 100 Tüten Eiscreme und mehr als 800 Dönerwraps. Dabei testeten sie nicht nur den einmaligen Einfluss von Komplimenten und Trinkgeld auf das Verhalten der Verkäuferinnen und Verkäufer, sondern auch die Effekte, die diese zusätzlichen Anreize über mehrere Tage hinweg entfalten.

Altes Konzept wieder bestätigt

Die Ergebnisse legen eine Schlussfolgerung nahe: Bereits ab dem ersten Kompliment oder dem ersten Trinkgeldbetrag kann die bestellte Portion größer werden. Zieht sich das freundliche Verhalten gegenüber dem Personal über einen längeren Zeitraum hin, verstärkt das den Effekt zusätzlich.

Erklärungsansatz für dieses Verhalten ist das in den Sozialwissenschaften bereits bekannte Konzept der Reziprozität. Zentral ist dabei der Einfluss von Lob und Anerkennung auf das Verhalten der Menschen, der schon sehr früh beobachtet werden kann. Die Wissenschaftler der Universität Innsbruck haben darüber hinaus herausgefunden, dass Geld nicht zwangsläufig einen größeren Effekt hervorruft als immaterielle Anreize wie Komplimente.