Tirol leidet unter hoher Schadstoffbelastung

Die Zahl der Dieselautos liegt in Tirol im Österreich-Schnitt. Pro 1.000 Einwohner sind hier 315 Diesel-Pkws zugelassen, berichtet der Verkehrsclub Österreich (VCÖ). Tirol leide zusätzlich unter hohen Schadstoffbelastung durch den Transitverkehr.

Pro 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner gibt es in Österreich bereits 311 Diesel-Pkws. Das sind mehr als doppelt so viele wie in der Schweiz, wo auf 1.000 Personen 146 Diesel-Pkws kommen und deutlich mehr als in Deutschland mit 180 Diesel-Pkws pro 1.000 Einwohner. In Tirol liegt die Zahl der Diesel-Pkws mit 315 pro 1.000 Einwohner im Österreich-Schnitt.

Gesundheit der Bevölkerung gefährdet

„Der Dieselboom hat Österreich dem Klimaziel keinen Meter näher gebracht, aber viele Menschen krank gemacht. Besonders Menschen, die an stark befahrenen Straßen wohnen, sind einer gesundheitsschädlichen Schadstoffbelastung ausgesetzt. Zudem haben Messungen gezeigt, dass bei starkem Verkehr die Pkw-Insassen im Autoinneren viele Schadstoffe einatmen “, macht VCÖ-Experte Markus Gansterer auf die Folgen des Dieselbooms aufmerksam. Seit dem Jahr 1990 hat sich die Zahl der Diesel-Pkws in Österreich auf 2,77 Millionen fast versiebenfacht.

Diesel

APA/dpa/Frank Rumpenhorst

Autohersteller sollen Diesel-Pkws mit zu hohem Schadstoffausstoß nachrüsten

Tatsächliche Schadstoffwerte höher als geglaubt

Der VCÖ weist darauf hin, dass der tatsächliche Schadstoffausstoß der Diesel-Autos weit höher ist, als die am Prüfstand ermittelten Werte versprechen. Messungen in Deutschland haben gezeigt, dass die EURO6-Diesel-Pkws statt höchstens 80 Milligramm Stickoxide wie der Grenzwert für den Labortest vorschreibt beim Fahren auf der Straße im Schnitt 507 Milligramm Stickoxide pro Kilometer ausstoßen und damit sechsmal so viel. Noch schmutziger sind die EURO5-Diesel-Pkws mit einem durchschnittlichen realen Ausstoß von 906 mg NOx pro Kilometer.

VCÖ-Analyse:

Besonders hoch ist der Dieselanteil bei SUVs sowie Autos der Oberklasse. In Tirol fahren 75 Prozent der seit dem Jahr 2015 neuzugelassenen SUVs und Geländewagen mit Diesel. 90 Prozent der Pkws der Oberklasse werden mit Diesel betrieben, während nur 16 Prozent der Kleinwagen Diesel fahren.

Schadstoffbelastete Pkws nachrüsten

„Alle Autos, die in Deutschland oder einem anderen Land typisiert und zugelassen werden, dürfen auch in Österreich verkauft werden. Das Versagen der Kontrollbehörden in den Autonationen, wie Deutschland, Frankreich oder Italien, betrifft uns in Österreich doppelt. Einerseits durch die massive Luftverschmutzung der hier verkauften Autos und andererseits durch die Transitfahrten durch Österreich“, verdeutlicht VCÖ-Experte Gansterer. Die Hersteller sind zu verpflichten, die Diesel-Pkws mit einer permanent funktionierenden Abgasreinigung auszustatten. Andernfalls müssten die betroffenen Fahrzeuge aus dem Verkehr gezogen werden.

Abgase

APA/HANS KLAUS TECHT

Österreich hat dritthöchste Diesel-Pkw-Dichte in der EU

Möglicher Ausstiegsplan ab 2030

„Je früher der Ausstieg aus Diesel und Benzin gelingt, umso besser für die Luftqualität und unser aller Gesundheit“, stellt VCÖ-Experte Gansterer fest. Ein Ausstiegsplan soll festlegen, ab wann keine Neuwagen mehr mit Diesel- und Benzinmotor mehr verkauft werden sollen. Realistisch ist dafür das Jahr 2030. Darüber hinaus ist die Steuerbegünstigung von Dieseltreibstoff nach Schweizer Vorbild rasch abzuschaffen. Um die Schadstoffbelastung durch den Autoverkehr insbesondere in den Ballungsräumen zu verringern, ist ein dichteres S-Bahnnetz mit häufigeren Verbindungen sowie der Ausbau der Rad-Infrastruktur wichtig, betont VCÖ-Experte Gansterer.

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