Kira Grünberg ist ÖVP-Spitzenkandidatin

Die ehemalige Stabhochspringerin Kira Grünberg, die nach einem Trainingsunfall im Rollstuhl sitzt, tritt bei der Nationalratswahl in Tirol für die ÖVP als Spitzenkandidatin an. Bundesweit startet Grünberg auf Listenplatz zehn.

Unfall bei Trainingssprung

Bei einem Trainingssprung kam die damals knapp 22-Jährige schwer zu Sturz und zog sich einen Bruch des fünften Wirbels der Halswirbelsäule zu. Seither ist sie querschnittgelähmt. Auch ihre Arme sind nur teilweise mobil.

Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz erklärten Parteichef Sebastian Kurz, Landeshauptmann Günther Platter und die 23-jährige Kira Grünberg am Freitagnachmittag, dass die ehemalige Sportlerin in Tirol auf Platz 1 für die ÖVP antreten wird. Bisher war Umweltminister Andrä Rupprechter als Spitzenkandidat gehandelt worden, er soll Spitzenkandidat im Unterland (Kitzbühel und Kufstein) werden. Ein Nationalratsmandat dürfte ihm damit sicher sein. Die Regionalwahllisten werden am 16. August gewählt.

kira grünberg

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Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz wurde Kira Grünbergs Kandidatur verkündet

Rupprechter erfreut über Wahl

„Das ist eine tolle Entscheidung. Kira Grünberg ist eine junge, starke, engagierte Frau“, sagte Rupprechter am Freitag im APA-Gespräch. Er habe „gemeinsam mit Kurz und Platter vereinbart“, dass man auf der Landesliste „neue Wege“ gehe. Er sei schließlich auch der „Minister der Regionen“, daher stelle er sich gerne der Herausforderung, im Unterland als Spitzenkandidat ins Rennen zu gehen. Er werde „sehr gerne“ den Wahlkampf in Tirol „koordinieren“ und als „Sprachrohr“ fungieren - und zudem mit Grünberg landesweit unterwegs sein. Rupprechter machte auch klar, dass er - im Falle einer ÖVP-Regierungsbeteiligung - Interesse daran habe, seine Arbeit als Minister fortzusetzen. „Ich kann viel Erfahrung einbringen. Die Arbeit macht mir Spaß“, meinte er.

Vormittags als Bundeskandidatin präsentiert

Am Vormittag erklärte ÖVP-Parteiobmann Sebastian Kurz, Grünberg vor einiger Zeit kennengelernt zu haben und von ihrer „extrem positiven Lebenseinstellung beeindruckt“ gewesen zu sein: „Ich habe erlebt, wie du Menschen begeistern kannst und Mut machen kannst.“ Sie habe gezeigt, dass man nie aufgeben darf und die positive Einstellung behalten müsse, ebenso wie man es mit viel Anstrengung und Fleiß schaffen kann. „Ich freue mich sehr, dass du bereit bist, zu kandidieren.“ Grünberg soll auf Platz zehn der Bundesliste kandidieren und Behindertensprecherin der ÖVP im Nationalrat werden.

Kira Grünberg in der Reha, 91 Tage nach ihrem schweren Unfall.

ORF

Kira Grünberg

Bisheriger Behindertensprecher der ÖVP war Franz-Joseph Huainigg. Er habe sich entschieden, nicht mehr zu kandidieren, werde aber weiterhin „im Team“ bleiben, so Kurz.

Unfall jährt sich zum zweiten Mal

Grünberg brach sich im Juli 2015 bei einem Trainingsunfall den fünften Halswirbel, als sie nicht auf der Matte landete. Der Unfall jährt sich am Sonntag zum zweiten Mal. Aufgrund der Querschnittlähmung sei sie nun auf Hilfe angewiesen und will ihre Erfahrung für die Politik nutzen. „Ich muss meine Stimme ergreifen, wenn sich die Chance bietet, dass ich mich für Menschen, die Hilfe brauchen, engagieren und einsetzen kann.“ Diese Chance gebe ihr nun Kurz. „Ich werde mein Bestes geben“, um ein Umdenken bei den Menschen zu schaffen, „weil Behinderung fängt im Kopf an, Barrierefreiheit beginnt im Denken“. Menschen mit Behinderung würden oft unterschätzt: „Aber wir haben viel Energie und schauen positiv in die Zukunft. Wenn man Menschen mit Behinderung das Leben leichter macht, können sie viel bewegen, auch wenn sie sich selbst gar nicht so viel bewegen können.“

Will sich auf Gesundheitsbereich konzentrieren

Die frühere Sportlerin kritisierte die Bürokratie bei der Fördervergabe, diese soll durchforstet werden. Oft sei man kurz davor, aufzugeben, weil der Aufwand zu groß sei, gab sie zu bedenken. Konkret schlägt Grünberg etwa vor, dass eine Onlineplattform für mehr Übersichtlichkeit erstellt wird. Sie wolle sich zwar auch für den Sport einsetzen, im Nationalrat will sie sich jedoch auf den Gesundheitsbereich konzentrieren und für Menschen mit Behinderung ein Sprachrohr sein. In ihrer aktiven Zeit sei sie zwar eine Einzelsportlerin gewesen, jedoch auch die Arbeit im Team gewohnt, erklärte sie weiters. Sie sprach sich weiters dafür aus, dass Schulen enger mit Sportvereinen zusammenarbeiten. Auch Kurz bekräftigte, dass in der Bürokratie oft viel Geld verloren wird. Durch Kompetenzenbereinigung könnte den Menschen viel erspart werden und das Geld dort ankommen, wo es gebraucht wird.

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