Beruf: Persönlicher Assistent für jede Lebenslage
Felix Putz ist selbständiger Informatiker. Seit vielen Jahren arbeitet er außerdem als Persönlicher Assistent eines von Geburt an blinden Chemikers. Er programmiert diesem den Computer, installiert und wartet die speziellen Sprachprogramme, begleitete ihn auf die Universität, füllt Formulare aus und kontrolliert mit ihm gemeinsam die Betriebskostenabrechnung.
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Als Persönlicher Assistent – auch für andere Männer und Frauen mit Behinderung – arbeitet Putz circa 20 Wochenstunden, die Arbeitszeit wird je nach Anforderung individuell vereinbart.
Assistenz als maßgeschneiderte Hilfe
Der Verein Selbstbestimmt Leben Innsbruck (SLI) beschäftigt derzeit rund 400 Persönliche Assistenten, knapp die Hälfte von ihnen ist zwischen 20 und 38 Stunden beschäftigt. Persönliche Assistenz umfasst alle Bereiche des täglichen Lebens: Haushalt, Körperpflege, Studium.
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Im Unterschied zum oft starren Zeitplan ambulanter Pflegedienste lassen sich mit einem Persönlichen Assistenten Zeiten beliebig vereinbaren, berichtet Julia Golser von SLI. „Es gibt ambulante Dienste, bei denen ist um 19.00 Uhr abends Schluss, da müssen manche Menschen mit Behinderung dann halt um 19.00 Uhr schlafen gehen.“ Mit einem Assistenten sei das nicht der Fall. Dieser ermögliche es, Bedürfnisse jeder Lebensphase auszuleben. „Ein normales Leben bedeutet eben für einen jungen Menschen z.B. auch, nach einer Lokaltour einmal erst um 3.00 früh heimzukommen“, so Golser.
Welcher Art die Unterstützung sein soll, wird vom Kunden selbst, nicht vom Verein definiert: ein Osternest herrichten, Wäsche waschen, Reifenwechseln, Zehennägel schneiden, eine nächtliche Völlerei – am Ende steht das selbstbestimmte Leben.
Assistenz bleibt in „freundschaftlicher Distanz“
Felix Putz verbindet mit „seinem“ Blinden eine mehr als achtjährige Beziehung, das Verhältnis ist im Ton freundschaftlich, in der Distanz professionell. Anfangs gab es ab und zu Missverständnisse, die sich ausräumen ließen. „Ich bin sein Assistent und er nimmt meine Arbeit positiv auf“, schildert Putz. „Unser Verhältnis ist echt gut, aber enge Freunde sind wir nicht.“
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Notwendige Eigenschaften für die Arbeit eines Persönlichen Assistenten seien Geduld und die Fähigkeit, auch andere Meinungen gelten zu lassen. „Das ist gar nicht so einfach. Aber Geduld ist die oberste Priorität, denn in der Arbeit mit behinderten Menschen dauern die Dinge einfach länger.“