Frauenhausplätze: Notstand im Oberland

Die SPÖ Tirol beklagte am Mittwoch erneut das Fehlen von Frauenhausplätzen in Tirol. Vor allem im Oberland gebe es einen Notstand, so Frauenvorsitzende Selma Yildirim. Laut Land Tirol soll im Herbst mit dem Bau eines neuen Frauenhauses begonnen werden.

Die „Istanbul Covention zum Schutz von Frauen und Kindern vor Gewalt“ wurde von Österreich ratifiziert. Darin vorgesehen ist ein Frauenhausplatz auf 10.000 Einwohner. Auf Tirol umgelegt bräuchte es daher rund 70 Plätze.

Österreichweit fehlen laut SPÖ Tirol rund 70 Frauenhausplätze. Die Hälfte davon, also 35 Plätze, fehlen in Tirol. Derzeit gebe es 35 Plätze, die an von Gewalt betroffene Frauen weitergegeben werden können. Die Notwohnungen würden zudem allerdings zum Teil nicht den Sicherheitskriterien entsprechen.

200 hochrisikogefährdete Frauen im Jahr

Vertreterinnen von Gewaltschutzeinrichtungen würden berichten, dass im Schnitt pro Jahr 200 hochrisikogefährdete Frauen in Tirol zurückgewiesen werden müssen, so Yildirim. Im ganzen Land gebe es nur zwei Frauenhäuser, die den Schutzkriterien entsprechen. Dort stünden lediglich 16 Plätze für Frauen und für ihre Kinder zur Verfügung.

Gewalt an Frau

APA/Hans Klaus Techt

In Tirol sind mehr Frauen von Gewalt betroffen, als man glauben möchte.

Frau mit Baby musste abgewiesen werden

In Tirol sei die Situation am schlimmsten, so die Einschätzung der Geschäftsführerin des Gewaltschutzzentrums Tirol Eva Pawlata. Sie berichtete vom Fall einer Frau, die Hilfe gebraucht hätte: „Letzten Sommer haben wir eine Frau zu uns bekommen, die uns von der Polizei gemeldet wurde. Diese Frau wollte ins Frauenhaus gehen, sie hatte ein kleines Baby. Sie wurde abgewiesen, weil das Frauenhaus voll war. Und am nächsten Tag ist sie von ihrem Ehemann beinahe umgebracht worden.“

Baubeginn für Frauenhaus vermutlich im Herbst

SPö-Frauenvertreterin Selma Yildirim fordert, dass das seit Jahren beschlossene zusätzliche Frauenhaus endlich gebaut werde. Finanzierung und Genehmigungen seien gesichert - mehr dazu in Baubeginn für Frauenhaus im Frühjahr. Es fehle aber offenbar der Wille, kritisierte die SPÖ Politikerin.

Seitens der zuständigen Sozialländesrätin Christine Baur (Die Tiroler Grünen) bedauert man die Verzögerungen für den Bau eines neuen Frauenhauses. Gründe dafür seien einerseits diverse notwendige Prüfungen in bautechnischer, in finanzieller und in verfahrensrechtlicher Hinsicht, die Klärung der Fragen der Finanzierung des Gebäudes und des späteren laufenden Betriebs zwischen Land Tirol, Stadt Innsbruck und Tiroler Gemeindeverband sowie die Prüfung vergaberechtlicher Fragen, hieß es in einer schriftlichen Stellungnahme.

Nun ist ein Baubeginn im Herbst wahrscheinlich. Der Standort wird zum Schutz der Frauen bewusst nicht bekannt gegeben. Die Bauzeit soll eineinhalb bis zwei Jahere dauern. Insgesamt sind 32 Plätze in der neuen Opferschutzeinrichtung geplant.

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