Krebsfrüherkennung birgt auch Risiken

Ein kritisches Licht auf die Früherkennung von Prostatakrebs wirft eine Studie von Tiroler Forschern. Es besteht demnach die Gefahr der Übertherapie. Nutzen und Risiken solcher Untersuchungen müssten genau beleuchtet werden.

Wissenschafter der Health and Life Sciences Universität (UMIT), des Onko-Tyrol-Zentrums und der medizinischen Universität Innsbruck untersuchten gemeinsam mit kanadischen Forschern, wie nützlich oder auch kritisch Untersuchungen zur Früherkennung von Prostatakrebs sein können. Sie kamen dabei zum Schluss, dass das größte Risiko in einer Überdiagnose und einer Übertherapie liegt. Das heißt, dass klinisch eigentlich unbedeutende Tumore massiv behandelt werden, obwohl sie zu Lebzeiten keinerlei Probleme machen würden.

Mögliche Langzeitfolgen der Übertherapie

Die Übertherapie hat dann mögliche Langzeitfolgen wie Impotenz, Darmbeschwerden oder Inkontinenz. Die Schwierigkeit, sagen die Forscher, liegt darin, bedeutende von unbedeutenden Tumoren zu unterscheiden. Plädiert wird deshalb für einen bedachten Einsatz der Untersuchungen zur Früherkennung.

Die Früherkennungsuntersuchungen verringern laut der Studie zwar das Risiko an Prostatakrebs zu sterben, bei Männern mit einem durchschnittlichen Risiko an Prostatakrebs zu erkranken, könne der Gesamtschaden jedoch überwiegen. Männer mit einem erhöhten familiären Risiko an Prostatakrebs zu erkranken, würden von der Früherkennung aber jedenfalls profitieren.

Prostata Krebs Vorsorge

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Oft ein Leben lang ohne Beschwerden

Nach Schätzungen der Studie würden bei Männern mit normalem Risiko acht von zehn durch die Früherkennungsuntersuchung entdeckte Tumoren zu Lebzeiten keine Beschwerden verursachen. Bei Männern mit erhöhtem Risiko liege das Verhältnis jedoch bei sechs zu zehn. „Das Dilemma ist, dass man unmöglich vorhersagen kann, ob es sich bei einer Tumordiagnose um einen Fall von Überdiagnose handelt oder nicht“, meinte Projektkoordinator Nikolai Mühlberger.