E-Bike-Boom: Es wird langsam eng im Gebirge

Das Wandern boomt, das Biken boomt, und das E-Biken boomt jetzt gerade richtig. Die motorunterstützten Mountainbikes machen für viele die Almregionen mit dem Bike erreichbar. Die touristische Nutzung der Berge werde steigen wie auch der gegenseitige Respekt, so Experten.

Mit dem Fahrrad auf den Berg - das war bis vor wenigen Jahren nur trainierten Sportlern möglich. Mit der rasanten Entwicklung von kleinen Elektromotoren für Fahrräder ist das Mountainbiken mittlerweile einer wesentlich breiteren Masse ermöglicht worden. Allein in Tirol sollen laut einer aktuellen Studie des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ) rund 25.000 E-Bikes durch die Lande rollen.

Konflikte zeichnen sich bereits ab

Weniger die Berge als vielmehr die Wege dorthin sind begrenzt, und mit der steigenden Nutzung der E-Biker steigt auch das Konfliktpotenzial. Seitens des Österreichischen Alpenvereins etwa pocht man darauf, dass Wanderwege auch Wanderwege bleiben und nicht als E-Bike-Strecken zweckentfremdet werden. „Ohne zusätzlich touristisches Angebot für diese nicht aufzuhaltende Gruppe von E-Bikern wird es sicher nicht gehen“, glaubt etwa Peter Kapelari, Hütten- und Wegereferent des Österreichischen Alpenvereins.

E-Bike

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Höher gelegene Ziele sind mit dem E-Bike auch für nicht so geübte Mountainbiker wieder erreichbar

Bauern nicht zum Gaudium im Gebirge

Von einer teils bizarren Situation spricht Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Hechenberger. Dass Wanderer und E-Biker um die Nutzung der Wege im Gebirge rittern, sei nachvollziehbar, oftmals werde dabei aber auf die Grundbesitzer bzw. Wegeerhalter - nicht selten Bauern - vergessen. Abgesehen von der Haftungsfrage gingen die Bauern im Wald und auf der Alm ihrer Arbeit nach. Mit der zunehmenden Freizeitnutzung steige auch hier das Konfliktpotenzial.

Bei den Bauern stellt Hechenberger zudem eine steigende Sorge im Hinblick auf die Almwirtschaft fest. Die jüngsten Vorfälle von Kuhattacken sorgen für Unsicherheit und mindern letztendlich auch die Lust für die aufwendige Almarbeit, so der Kammerpräsident gegenüber ORF Tirol. Dennoch glaubt er, dass alle Gruppen - Bauern wie Freizeitsportler - genügend Platz auf dem Berg haben müssten. Es brauche allerdings mit steigender Nutzung noch mehr gegenseitigen Respekt.

Bergrettung rechnet mit mehr Einsätzen

Respekt vor allem vor der Technik und sein Können richtig einzuschätzen, dazu rät Peter Veider, Geschäftsführer der Tiroler Bergrettung, in erster Linie allen Neo-E-Bikern. Mit diesen Fahrrädern sei es relativ leicht, bergauf zu kommen, aber gar nicht so einfach, wieder hinunter. Vor allem dann, wenn es steil und unwegsam wird. Schon die Erfahrung der letzten Jahre zeige, dass das Bergabfahren den einen oder anderen E-Mountainbiker überfordert.

Senioren beim E-Bike-Training

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E-Bike-Fahren will gelernt sein. Vor allem für Menschen, die länger nicht auf dem Fahrrad gesessen sind, empfehlen die Experten einen E-Bike-Kurs.

Aber auch die richtige Routenwahl und vor allem das rechtzeitige Aufbrechen an heißen Tagen seien wichtig. Vor allem ältere E-Biker seien bei zu großer Hitze anfälliger für Kreislaufprobleme und sogar Herzinfarkte.

Es gibt offizielle Mountainbike-Strecken

Grundsätzlich sei das Miteinander in Tirols Bergen gut geregelt, da sind sich die Experten einig. Was das Mountainbiken betrifft, gibt es landesweit rund 70 ausgewiesene legale Mountainbike-Strecken. Auf vielen weiteren sind die Bergradler zwar geduldet, im Falle eines Unfalls ist dort die Haftungsfrage allerdings nicht restlos geklärt.

Mit dem E-Bike-Boom werden zweifelsohne künftig mehr Menschen im Gebirge unterwegs sein. Diese Freizeitnutzer auf dem Berg haben ihre Zukunft aber wohl selbst in der Hand. Funktioniert das gegenseitige Miteinander, wird es nämlich auch weiter keine engen gesetzlichen Bestimmungen brauchen.

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