Individuell behandelt, schneller gesund

Das Klischee einer Intensivstation mit tiefschlafenden Patienten ist an der Innsbrucker Klinik längst überholt. Anlässlich der Jahrestagung für internistische Intensivmedizin gewährte die Intensivstation Einblicke in moderne Therapien.

„Patienten auf der Intensivstation erleben ihr Umfeld häufig als düstere, kalte Welt voller fremder Geräusche und unangenehmer Empfindungen“, erklärt Regina Oberthaler, leitende Diplompflegerin der internistischen Intensivstation Innsbruck. Die Patienten befinden sich oft in einem Schwebezustand zwischen Träumen und Wachen, ohne die Grenze zu erkennen. So ziehen Intensivaufenthalte häufig Depressionen und Alpträume nach sich. Um dem vorzubeugen, legt man auf der internistischen Intensivstation Innsbruck großen Wert auf moderne, individuelle Behandlung.

Pflgerin Intensivstation

ORF

Schneller wach, schneller fit

„Den tiefschlafenden Patienten, der von technischen Geräten behandelt auf der Intensivstation gelagert wird, gibt es nicht mehr“, betont Michael Joannidis, Leiter der internistischen Intensivstation Innsbruck. Mittlerweile werden die Patienten möglichst schnell in den Wachzustand geholt und mobilisiert. Damit verringern sich nicht nur psychische Probleme, sondern auch körperliche wie Wundliegen. Dass der Patient früher ansprechbar ist, macht aber gleichzeitig mehr Pflege notwendig. Diese umfasst neben gesundheitlichen Aspekten auch das persönliche Wohlbefinden.

Pfleger Patient Hände

ORF

Die Patienten sollen sich sicher fühlen. „Wir informieren über jeden Handgriff“, erklärt Diplompflegerin Regina Oberthaler. Dabei spielen auch die Angehörigen eine wesentliche Rolle. Sie sorgen für ein vertrautes Umfeld und liefern dem Behandlungsteam maßgebliche Informationen: etwa welche Bedürfnisse der Patient hat und welche Gewohnheiten.

„Wir hatten zum Beispiel einen Patienten, der immer um 2.00 Uhr morgens munter wurde, aber tagsüber nicht aus dem Bett zu kriegen war“, erzählt Oberthaler. „Hätten wir nicht durch die Angehörigen erfahren, dass der Mann 30 Jahre lang Bäcker war und nur seinem Biorhythmus folgte, hätten wir eine medizinische Ursache vermutet und Behandlungsschritte eingeleitet.“

Von Tagebüchern bis Telefonaten

Österreichweit bietet die Innsbrucker Station als einzige ein „Angehörigen-Telefon“ an. Dabei wird die Hauptkontaktperson des Patienten jeden Tag von den Pflegekräften angerufen und über den Verlauf der Nacht, besondere Vorkommnisse und Fortschritte des Kranken informiert. „Das wissen die Familien sehr zu schätzen“, weiß Oberthaler.

Zudem gibt es in Innsbruck für jeden Patienten auch ein Intensiv-Tagebuch, das neben dem Bett aufliegt. Angehörige und Pfleger können dort Einträge hinterlassen. Das hilft dem Patienten nach der Entlassung eventuelle Erinnerungslücken zu füllen und sich nach dem Intensivaufenthalt zu orientieren. Durch solche Maßnahmen verkürzt sich auch die Erholungsphase.

Intensivstation Innsbruck Patienten Tagebuch Pfleger

ORF

Das Intensiv-Tagebuch soll Patienten helfen Erinnerungslücken zu füllen

Individuelle Therapien

Die individuelle Betreuung bezieht sich auch auf die medizinische Behandlung der Patienten. Durch technische Fortschritte kann heute zum Beispiel die Beatmung genau auf den Patienten abgestimmt werden, ebenso wie die Behandlung bei einem möglichen Nierenversagen oder einer Sepsis. Derartige individuelle Behandlungsstrategien werden auch bei der diesjährigen Jahrestagung der internistischen Intensivmedizin in Innsbruck diskutiert und sollen künftig noch weiter ausgebaut werden.

Julia Ecker; tirol.ORF.at