Willi grüner Spitzenkandidat in Innsbruck

Der Spitzen- und Bürgermeisterkandidat der Innsbrucker Grünen bei der Gemeinderatswahl im Frühjahr 2018 heißt Georg Willi. Er setzte sich Montagabend in einer Kampfabstimmung deutlich gegen Vizebürgermeisterin Sonja Pitscheider durch.

Der Nationalratsabgeordnete Willi erhielt bei der Bezirksversammlung der Stadtpartei in der Villa Blanka 74 Prozent von 171 gültig abgegebenen Delegiertenstimmen. „Ich bitte, dass alle an einem Strang ziehen“, sagte ein sichtlich bewegter Willi kurz nach Verkündung des Wahlergebnisses. Pitscheider hatte im Vorfeld erklärt, im Falle einer Niederlage nicht mehr bei der Gemeinderatswahl zu kandidieren.

Sonja Pitscheider und Georg Willi bei Versammlung

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Sonja Pitscheider und Georg Willi stellten sich der Kampfabstimmung

„Bin Teamarbeiter“

Willi hatte in einer kurzen Rede vor der Kampfabstimmung gesagt, er traue sich das Bürgermeisteramt zu, und auf vorliegende Umfragen verwiesen, die große Sympathien der Bevölkerung seiner Person gegenüber zeigen würden. Dem 58-Jährigen wird zugetraut, auch sogenannte „bürgerliche Wähler“ anzusprechen. Politische Beobachter gaben dem Polit-Urgestein weit größere Chancen als Pitscheider, gegen die amtierende Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer (Für Innsbruck) zu gewinnen.

Georg Willi

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Georg Willi bei seinem Auftritt am Montagabend

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Georg Willi rechnet sich bei der Bürgermeisterwahl gute Chancen gegen Amtsinhaberin Christine Oppitz-Plörer (Für Innsbruck) aus.

Die Grünen würden in Innsbruck in allen Umfragen vorne liegen und er bekomme „sehr viel Zuspruch“, so Willi. Er wolle „keine One-Woman-Show“ wie man es bei Oppitz-Plörer manchmal erlebe. Er sei ein Teamarbeiter, so der 58-Jährige. „Ich will keine Stadt der vielen Verbote“, sprach sich der Nationalratsabgeordnete etwa gegen das Bettelverbot sowie das Alkoholverbot in der Maria Theresienstraße aus. Im Bereich der Finanzen plädierte er für eine „Konzentration auf die unmittelbaren Dienstleistungen“ wie öffentlicher Verkehr und leistbares Wohnen.

Pitscheider gratuliert

Pitscheider gratulierte Willi zum Wahlerfolg. Sie sei „überzeugt, dass er die notwendige Erfahrung und Bekanntheit mitbringt, um Innsbrucker Bürgermeister zu werden“. Für sie stehe noch fast ein ganzes Jahr Arbeit für die Innsbruckerinnen und Innsbrucker als Vizebürgermeisterin bevor und es gelte „noch wichtige Projekte zu erledigen und Impulse zu setzen“. Für einen Listenplatz werde sie nicht kandidieren, sondern nach der Amtsperiode in die Privatwirtschaft zurückkehren.

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Die unterlegene Sonja Pitscheider will bis zum Ende der Legislaturperiode weiterarbeiten und dann in die Privatwirtschaft wechseln.

In ihrer Rede vor der Wahl hatte sich Pitscheider als „erfolgreiche Vizebürgermeisterin“ beschrieben und gesagt: „Never change a winning team.“ „Wir haben die realistische Chance, stimmenstärkste Partei zu werden. Und ich will Bürgermeisterin werden“, hatte sich die 47-Jährige noch optimistisch gezeigt. Sie habe die Fähigkeit, Projekte umzusetzen und verfüge über ein großes Netzwerk. Pitscheider betonte zudem die „Stärke eines solidarischen Teams“.

Georg Willi, Sonja Pitscheider, Ingrid Felipe

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Sonja Pitscheider gratuliert Georg Willi zur Wahl

„Datenbankfehler“ verzögerte Bezirksversammlung

Willi, der derzeit noch im Nationalrat sitzt und davor lange als Klubobmann im Landtag fungierte, hatte Anfang Februar angekündigt, in den kommunalpolitischen Ring zu steigen. Gegen den Nationalratsabgeordneten gab es aber einige Vorbehalte in der Stadtpartei, vor allem im Gemeinderatsklub. Die Grünen befinden sich in der Landeshauptstadt in einer Koalition mit der Bürgermeisterliste „Für Innsbruck“, SPÖ und ÖVP.

Die Bezirksversammlung hätte eigentlich bereits am 28. April stattfinden sollen. Sie fiel jedoch wegen eines „Datenbankfehlers“ ins Wasser. Etwa 50 der knapp 400 einzuladenden Mitglieder hatten wegen des EDV-Problems keine rechtzeitige Einladung zur Versammlung erhalten.

Bürgermeisterin Oppitz-Plörer gibt sich gelassen

Innsbrucks Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer (FI) betonte, dass die Koalition in der Stadt das gemeinsame Programm weiter abarbeiten solle - auch wenn die Grünen auf einen neuen Spitzenkandidaten setzen.

Christine Oppitz-Plörer

Fotowerk Aichner

Christine Oppitz-Plörer

Sie habe bewiesen, dass sie mit allen Fraktionen sachlich hervorragend zusammenarbeiten könne. Zudem hoffe sie, dass auch künftig Sachpolitik im Vordergrund stehe, so Oppitz-Plörer: „Wenn eine neue Person kommt – egal, ob das in Deutschland der Herr Schulz war oder in Österreich der Herr Kurz oder eben in Innsbruck der Herr Willi, hat man mitunter den Eindruck, dass sich von heute auf morgen alles umdrehen würde."

Über eine Koalition werde erst nach der Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl im kommenden Jahr verhandelt, meinte die amtierende Innsbrucker Bürgermeisterin.

Franz Xaver Gruber

ÖVP Innsbruck

Franz X. Gruber

Gruber: „Willi muss Farbe bekennen“

Innsbrucks ÖVP-Chef Stadtrat Franz X. Gruber meinte dazu, dass die Grünen ihre eigenen Regierungsmitglieder abgewählt hätten.

„Willi wird nun endlich zu allen Innsbrucker Themen Farbe bekennen müssen. Der „bürgerliche Willi“ ist eine reine Erfindung, mir ist seit Jahren keine einzige bürgerliche Entscheidung bekannt. Als Grüner ist er gestern gleich wieder gegen notwendige Ordnungsmaßnahmen, wie beim Thema Betteln oder Alkoholverbot aufgetreten“, so Gruber.

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