Tirol: „Hochburg der Verschwörungen“

Tirol sei eine „Hochburg der Verschwörungen“, so der Psychologe und Autor Johannes Fischler. Verschwörungstheoretiker wie Staatsverweigerer könnten sich hier besonders leicht verbreiten. Diese lehnen den Staat ab.

1.400 Staatsverweigerer und 22.000 Sympathisanten gibt es in Österreich, schätzt das Innenministerium. In Tirol würden solche Gruppierungen in kurzer Zeit viele Anhänger finden. In Insiderkreisen gilt Tirol als Hochburg des verschwörerischen Aberglaubens: Da gibt es einen Spruch: Wenn die Leute nicht mehr an Gott glauben, dann glauben sie an alles mögliche, beziehungsweise unmögliche, so Autor Johannes Fischler.

Seine These ist, dass viele Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind, so ihre Spiritualität ausleben könnten, denn diese sei kulturell verinnerlicht. „So hat der spirituell Obdachlose des 21. Jahrhunderts wieder die Möglichkeit, mit leuchtenden Augen auf Mission zu gehen“, sagt der Autor gegenüber dem ORF.

Politische Situation schürt Unsicherheiten

Die Szene der Aussteiger, Staatsverweigerer, „Freeman“, „Souveräne“ oder wie sie sich nennen, wächst. Der Zulauf ist ungebrochen. Die Rekrutierung funktioniert vor allem via Internet und Vorträgen. Da wird zunächst über gesunde Ernährung, Gift im Essen, vom Einssein mit der Natur erzählt. Mit dem generell wachsenden Misstrauen dem Staat gegenüber ergibt das einen gefährlichen Mix.

Staatsverweigerer

ORF

Auch Unsicherheit spielt eine große Rolle, den Menschen fehlen klare Antworten auf Fragen zu einer Europäischen Union in der Krise oder zerstrittene Regierungsparteien, erläutert Politikwissenschafter Ferdinand Karlhofer gegenüber dem ORF Tirol. Deshalb kreiierten sie ihre eigene Fantasiewelt.

Pflichten eines Staatsbürgers zu verweigern, aber Rechte in Anspruch zu nehmen, das gehöre zum System „Staatsverweigerer“, so der Politikwissenschafter. Die meisten verweigern den Staat, kassieren aber Arbeitslosengeld oder Mindestsicherung.

Schwierige Situation für die Familie

Für Freunde und Familie der Staatsverweigerer sei dies oft eine schwierige Situation. Und die sollte nicht unterschätzt werden, rät Autor Fischler: Wir haben es hier zu tun mit sektischen Strukturen. Mit Dagegenreden steigere man die Gegenwehr des Staatsverweigerers.

Eine Gefahr für die Demokratie sieht Politikwissenschafter Karlhofer aber nicht. Denn erste Verhaftungen und auch verhängte Urteile zeigen: Der Staat kann nicht einfach abgelehnt werden.

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